„Europa eine Seele geben“

Die Karlsmedaille geht an den europäischen Film: Wim Wenders, Präsident der EFA, nahm den Preis gemeinsam mit Geschäftsführerin Marion Döring entgegen. Aachens OB Marcel Philipp (links) und Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins Médaille Charlemagne, freuen sich mit dem prominenten Filmregisseur. © Stadt Aachen, Andreas Herrmann

Die „kleine Schwester“ des Internationalen Aachener Karlspreis, die „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“, stieß bei der diesjährigen Verleihung im Krönungssaal des historischen Rathaus auf besonders großes Medieninteresse. Kein Wunder, denn der deutsche Filmregisseur Wim Wenders, eine weltbekannte Größe unter den Filmschaffenden, nahm in seiner Eigenschaft als Präsident der European Film Academy (EFA) die 14. Karlsmedaille für europäische Medien entgegen. Mit der Souveränität der ganz großen Bühne stellte sich Wim Wenders den zahlreichen Interviews: Ein Profi vor und hinter der Kamera.

Auf die Frage, welche Bilder er anlässlich dieses Preises von Europa im Kopf habe, antwortet Wim Wenders mit einem Verweis auf die Initiative „Europa eine Seele geben“. Hier treffen seit Jahren prominente europäische Kulturschaffende und Intellektuelle mit europäischen Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um über ihre jeweiligen Zielsetzungen, Überzeugungen und Einschätzungen im Hinblick auf Europa zu diskutieren. „Wir haben in Europa vieles erreicht, vielleicht müssen wir uns den Blick von außen gefallen lassen. Auf anderen Kontinenten bekomme ich oft zu hören: Ihr habt euch in Europa eine Paradies auf Erden gegeben.“ Abseits der Probleme, müsse man sich bemühen diesen Schatz  zu heben, die europäischen Ideale und Potenziale beseelen. „Eine Aufgabe für junge Menschen an Universitäten ebenso wie für europäische Filmstudenten“, plädierte Wenders für ein Fortschreiben des europäischen Gedankens.

Wim Wenders: Ein Profi hinter der Kamera, aber auch davor. ©Frank Fäller

Filme überwinden Grenzen
Aachens Oberbürgermeister Marcel Philip sagte in seiner Begrüßungsrede: „Der europäische Film hat eine entscheidenden Beitrag geleistet, die gemeinsame kulturelle Basis Europas zum Ausdruck zu bringen sowie zugleich fortzuentwickeln und zu festigen. Mit dem europäischen Film wurden Grenzen überwunden und bedeutungsloser gemacht – er berührt die Emotionen der Menschen mit seinen Erzählungen, Epen und Dokumentationen.“ Die Laudatio auf die EFA hielt der griechisch-französische Filmregisseur und Drehbuchautor Constantin Costa-Gravas

Zu Gast war auch NRW-Medienstaatssekretär Dr. Marc Jan Eumann. Er hob hervor, dass die Europäische Filmakademie nicht nur die Filmkultur in Europa fördere, sie sorge für eine Verständigung zwischen den Mitgliedsländern und pflege das reiche Erbe des europäischen Films. „Mit ihren Angeboten für den Nachwuchs, dem ‚Young Audience Award‘ oder den ‚Master Schools‘, ist ihre Arbeit vor allem vorwärtsgewandt, ganz im Zeichen eines lebendigen und vielfältigen Europas von morgen.“

Mit der Vergabe der Medaille Charlemagne an die European Film Academy würdigt das Kuratorium die Verdienste der EFA als internationaler Zusammenschluss von über 3.000 Filmemachern aus ganz Europa, als „Heimat“ des europäischen Films.  „Wenn man sich die Entwicklung in den vergangenen Jahren vergegenwärtigt, so hat die EFA wesentlich dazu beigetragen, das Ansehen des europäischen Films zu fördern und der europäischen Filmkultur ein Gesicht zu geben“, so Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins „Médaille Charlemagne“.

Die EFA reiht sich nun ein in die Reihe prominenter bisherige Träger der Karlsmedaille, darunter der Publizist Lord George Weidenfeld (GB), der Autor Cees Nooteboom (NL), der Produzent Jan Mojto (D), der Regisseur Jean-Jacques Annaud (F), der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks Köln Fritz Pleitgen (D), die polnische Schauspielerin Krystyna Janda, die Stiftung Berliner Philharmoniker, gemeinsam die Regisseure Fatih Akin (D) und Abdellatif Kechiche (F), die Organisation „Reporter ohne Grenzen“, der Musiker André Rieu (NL), die die Verlegerin Inge Schönthal-Feltrinelli (I), die russische Zeitung „Novaya Gazeta“ sowie der britische Historiker und Schriftsteller Timothy Garton Ash.

(Frank Fäller/ACP)

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