Dr. Ursula von der Leyen erhält in diesem Jahr den renommierten Internationalen Karlspreises zu Aachen. Das gaben der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, und die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen in Aachen jetzt bekannt.
Ist diese Entscheidung nun ein großer Wurf oder nur eine Verneigung vor den Verdiensten einer wahren Diplomatin auf dem schwierigen Parkett der EU-Bühne? Wichtige Mitgliedsländer wie Frankreich und Italien rücken stark nach rechts, Österreich, Ungarn, die Niederlande und weitere EU-Staaten zeigen deutliche Tendenzen auf, die eine Regelung ihrer nationalen Kompetenzen nicht aus Brüssel gesteuert sehen wollen. Kehren wir also zur unbedingten Nationalstaatlichkeit zurück. Würde dieser Schritt zurück weiter Wohlstand im globalen Geschehen garantieren können?
Alles unter einen Hut zu bekommen ist schwer, die resolute Dame an der Spitze der EU-Kommission streitet mit Leidenschaft multilingual und erfahren für Kompromisse. Europa ist vielschichtig, daher auch bedroht von Unzufriedenheit und Unzulänglichkeiten. Für einen optimistischen Blick in die Zukunft braucht es Vertrauen in die Politiker und Politikerinnen. Eine starke Frau und mehrfache Mutter ohne Skandale und Gejammer ist ein gutes Zeichen. Als Pferdeliebhaberin ist sie in der Europastadt und dem CHIO Aachen außerdem immer willkommen. Gespannt sein darf man auf die Gästeliste und eine Laudatorin oder Laudator, noch stehen keine Namen fest…
„Die Entscheidung für Ursula von der Leyen fiel im Direktorium einstimmig aus“, eröffnete Dr. Jürgen Linden. „Für uns ist die Präsidentin der Europäischen Kommission das Gesicht Europas in der Welt. Sie ist die Kommunikationszentrale für alle politischen Herausforderungen und Probleme, die sich in Europa – und für Europa – gegenüber der Welt stellen“, betonte Dr. Linden.
Ermutigung
In der Begründung des Karlspreisdirektoriums heißt es ergänzend, dass das Karlspreisdirektorium Ursula von der Leyen mit der Auszeichnung ermutigen und bestärken wolle, „die EU als bedeutende Kraft in der globalen politischen Welt zu vertreten, sie als friedensstiftende, demokratisierende und partnerschaftliche Macht zu führen, Europa als Wertegesellschaft zu stärken und durch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit dafür Sorge zu tragen, dass das große Friedensprojekt Europa auch sein Versprechen des wirtschaftlichen und sozialen Wohlergehens für seine Bürgerinnen und Bürger halten kann“.
Kraft und diplomatisches Geschick
Auch Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen unterstrich, dass es momentan auf ein starkes Europa ankomme. Ursula von der Leyen verkörpere wie keine andere genau diese Kraft, die Europa jetzt brauche. Sie sei eine Persönlichkeit, die seit Jahren für Europa stehe und sich mit Ihrer ganzen Kraft und ihrem diplomatischen Geschick dafür einsetze, Europa nach innen zu einen. Sie erklärte: „Angesichts des Rechtsrucks in Europa und den USA kommt es gerade jetzt darauf an, die europäischen Institutionen zu stärken. Sie ist das Gesicht der EU und steht für Stabilität und Kontinuität.“ Man möchte hinzufügen, dass diese Worte nicht für einen zahnlosen Tiger stehen, der sich nur mit sich selbst und seinen bürokratischen Hürden beschäftigt.

Lebenslauf
Ursula von der Leyen wurde 1958 in Brüssel geboren, wo ihr Vater, der spätere niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, zu dieser Zeit als Kabinettschef des deutschen EWG-Kommissars Hans von der Groeben arbeitet. Nach dem Abitur studiert sie zunächst Archäologie und Volkswirtschaft, bevor sie sich 1980 für die Medizin entscheidet.
Bereits seit 1990 Mitglied der CDU, wechselt sie als „Seiteneinsteigerin“ in die Politik, erringt 2003 ein Mandat im niedersächsischen Landtag und wird von Ministerpräsident Christian Wulff als Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit in dessen erstes Kabinett berufen. 2005 wechselt sie als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in die Bundespolitik; 2009 übernimmt sie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. 2013 wird sie als erste Frau zur Verteidigungsministerin berufen und vier Jahre später in diesem Amt bestätigt. Am 2. Juli 2019 wird Ursula von der Leyen für das Amt der Kommissionspräsidentin nominiert.
Das Direktorium hebt durch die Verleihung des Karlspreises 2025 an die Kommissions-Präsidentin hervor, „dass Ursula von der Leyen und die von ihr geführte Kommission ganz entscheidenden Anteil daran haben, dass die EU Krisen epochalen Maßes geschlossen und erfolgreich begegnet ist“. Ursula von der Leyen sei bewusst, dass es zur wirtschaftlichen Sicherheit Europas eines transatlantischen Zusammenhalts bedürfe. Dazu sei nach veränderten politischen Strukturen in den Vereinigten Staaten jetzt eine besondere strategische Anstrengung der Europäer erforderlich. Wichtigste Voraussetzung dazu sei die Einigkeit der Mitglieder. Für diese Einigkeit kämpfe sie wie keine Zweite.
Führungspersönlichkeit des Vereinten Europas
In der Begründung ist final zu lesen: „Mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Dr. Ursula von der Leyen, ehrt das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des internationalen Karlspreises zu Aachen 2025 im Jahr seines 75-jährigen Bestehens eine herausragende Führungspersönlichkeit des Vereinten Europas, die die Union visionär, mutig und handlungsstark, mit Entschlossenheit und Weitsicht durch eine Zeit tiefgreifender Transformationen leitet.“
Ein Fest Europas
Der Karlspreis wird auch in diesem Jahr traditionell am Himmelfahrtstag, 29. Mai, verliehen. Jürgen Linden berichtete, dass Ursula von der Leyen sehr erfreut über die Auszeichnung gewesen sei und den Termin der Karlspreisverleihung bereits fest in ihrem Terminkalender eingeplant habe. Er versprach: „Wir werden aus der Preisverleihung einen starken Karlspreis machen, der die Impulse, die wir setzen wollen, auch nach außen erkennen lässt.“ Oberbürgermeisterin Keupen kündigte an, den Verleihungstag neben der offiziellen Zeremonie im Krönungssaal des Aachener Rathauses als Europa-Fest mit AachenerInnen und Gästen zu feiern: „offen, lebendig und vielfältig“. Denn so war einmal der Plan für ein Europa ohne Grenzen, die sich derzeit jedoch wieder verfestigen.
Infos zum Karlspreis
Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderem Konrad Adenauer (1954), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), Papst Franziskus (2016), der französische Staatspräsident Emmanuel Macron (2018) und UN-Generalsekretär António Guterres (2019). 2022 wurden die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Maria Kalesnikava, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo mit dem Preis ausgezeichnet, 2023 der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk sowie 2024 Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt und die jüdischen Gemeinschafften in Europa. Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis, der in Rom verliehen wurde. (red/Frank Fäller)