Ein Tausendsassa geht in den Teilruhestand

Frank Kemperman. Foto: CHIO Aachen/ Andreas Steindl

Ist ein Turnier ohne Frank Kemperman, mit Respekt genannt Kempi, in der Aachener Soers möglich? Ja, denn der Tausendsassa hat mit seinem Team das Feld bestellt. Sein letzter CHIO 2022 wurde zum Erfolg. Die Stadien waren voll. Neue Ideen, keine Corona-Auflagen haben dem Reitsport wieder ein Weltfest des Reitsports beschert.

Nach 29 Jahren sagt Aachens bekanntester Niederländer „Tschüss!“ Frank Kemperman hat kürzlich den letzten Arbeitstag als Vorstandsvorsitzender des Aachen-Laurensberger Rennvereins und als Turnierleiter des CHIO Aachen absolviert. Er kennt alle wichtigen Leute im Reitsport. An allen Ecken und Enden war der Turnierleiter zu sehen – es war schon immer so. Alles möglich machen und realistisch bleiben, vor allem aber als Pferdefreund, der sich auskennt und schnell handeln muss. Unfälle passieren bei jedem Großereignis. Die Profis in seinem Team beruhigen wie die Stadionsprecher das Publikum und helfen immer so schnell wie möglich.

Tot ziens mit orangenen Tüchern für den Niederländer Frank Kemperman zuletzt beim CHIO in Aachen 2022. Ein Mann mit Visionen nimmt nie wirklich Abschied. Foto: Marcel Matthias

Handfester Pferdeliebhaber

Als Pferdepfleger hat Frank Kemperman angefangen, sich unter anderem in den Aachener Stallungen um die edlen Vierbeiner gekümmert. Schon als Kind zieht es ihn zu den Pferden – durchaus gegen den elterlichen Willen, sein Vater sah ihn eher auf dem Fußballplatz. Doch Klein-Frank setzte sich durch und ging seinen Weg. Später hat er in Pressestellen von Reitsportveranstaltungen gearbeitet, war Manager eines Fußballvereins, hat Olympische Spiele in verantwortlicher Position mitorganisiert und sein Geschäft auf diese Weise, das kann man wirklich so sagen, von der Pike auf gelernt. Sein Fachwissen ist riesig. Nicht nur, was den Sport angeht. Auch in technischen Fragen kennt er sich blendend aus, Glasfaser und Doppeloxer – Kemperman weiß über beides Bescheid. Er, der aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Nimwegen stammt, ist zudem international hervorragend vernetzt. Aber seine vielleicht wichtigste Eigenschaft ist eine andere: Er nimmt das Leben nicht zu ernst, vor allem sich selber nicht. Was denn nun der neue Vorstand am dringlichsten lernen müsse, wurde Frank Kemperman dieser Tage gefragt. Die Antwort war typisch „Kempi“: „Es sind halt Deutsche – sie können lange nicht so gut Fahrrad fahren wie ich.“ Mit Humor durchs Leben zu gehen, so das Kempermansche Credo, ist immer hilfreich. Und sein weißes Hollandrad steht wohl bald im CHIO-Museum …

„Tot ziens en welkom!“, Tschüss und Willkommen, ruft ALRV-Präsidentin Stefanie Peters dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden in seiner Landessprache zu. Denn aus dem Vorstandsvorsitzenden Frank Kemperman wird nun der Aufsichtsrat Frank Kemperman. „So ganz lassen wir ihn nicht gehen, wir wollen seine Erfahrung und Expertise nicht missen“, erläutert Peters. Kemperman wird als Vizepräsident ihr Stellvertreter in dem Gremium werden. Insbesondere das aktuelle Projekt der Flächenerweiterung inklusive des so dringend benötigten Hallen-Neubaus trage seine Handschrift.

Uli Hoeneß , heute Funktionär und Unternehmer und der Vorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, fanden deutliche Worte bei der Veranstaltung #Neuland im Rahmen des CHIO in Aachen. „Wenn sie nicht wollen, dass sportliche Highlights in den Wüstensand gesetzt werden, braucht es eine Bündelung der Kräfte für den Nachwuchs im Sport hierzulande.“ Foto: Marcel Matthias

Neuland in der Soers

„Frank hat eine Ära geprägt“, sagt Michael Mronz, Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH, man habe immer vertrauensvoll und inspirierend zusammengearbeitet. „Deswegen freue ich mich besonders darüber, diese Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat Frank Kemperman fortsetzen zu dürfen“, so Mronz. Und fast noch schöner sei doch der neue Hauptjob als „Opa Frank“, schmunzelt Mronz. Neuland werde betreten. Vielleicht wird Aachen nach EM, WM noch olympischer Standort. Über dicke Balken muss man springen, um einen „Pakt des Sports“ mit Sponsoren nachhaltig an den Menschen in Deutschland zu führen, finden Mronz und Projektleiter Kai Meesters bei der Rhein Ruhr City GmbH. „Wir haben prinzipiell die Infrastruktur in NRW, Sportstätten sind vorhanden und vor allem begeisterungsfähige Menschen.“Müssen Spiele in der Wüste stattfinden? Wer weiß heute schon, was noch passiert. Weltweit setzt der CHIO inzwischen Zeichen, bildet im CHIO-Campus die talentierte Jugend aus aller Welt aus. Wir werden Reitsportler:innen aus fernen Ländern noch erleben. (Frank Fäller)

Vize-Präsidentin der Deutschen Sporthilfe und ehemaliger Schwimmstar Franziska van Almsick: „Spitzensport braucht Unterstützung.“ Foto: Marcel Matthias