Ein neuer Kopf für das Gedächtnis der RWTH | Dr. Hendrik Friggemann ist neuer Leiter des Hochschularchivs | Dieses steht nun in der Verantwortung der Universitätsbibliothek

Dr. Jochen Johannsen, Professorin Christine Roll und der neue Leiter des Hochschularchivs, Dr. Hendrik Friggemann. | Foto: Andreas Schmitter

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Das Gedächtnis der RWTH Aachen hat einen neuen Kopf. Dr. Hendrik Friggemann ist neuer Leiter des Hochschularchivs der RWTH, in dem Akten, Unterlagen, Filme, Fotos und vieles mehr seit der Gründung der RWTH als Polytechnische Schule im Jahr 1870 zur Einsicht und Auswertung zusammengetragen wurden und weiterhin werden. Friggemann beerbt als Leiter des Hochschularchivs Christine Roll, Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Institut, sowie RWTH-Archivar Klaus Graf.

Gleichzeitig geht die Verantwortung für das Archiv damit vom Historischen Institut der Hochschule zur Universitätsbibliothek (UB) über. „Der Hauptgrund ist, dass sich gerade die Herausforderungen für das Archiv erheblich ändern. Ging es lange darum, das Archiv an der RWTH sowie in der Stadt bekannt zu machen und überhaupt Archiv- und Recherchestrukturen zu schaffen, steht nun die digitale Langzeitarchivierung im Mittelpunkt. Dafür muss das Archiv in entsprechende Infrastrukturen integriert sein“, erklärt Professorin Roll.

Die UB bietet diese Infrastruktur und arbeitet an ähnlichen Themen wie das Archiv: nachhaltige Überlieferung und Erschließung sowie Bereitstellung analoger und digitaler Informationen für die verschiedenen Stakeholder an der RWTH. „Die Angliederung des Archivs an die Bibliothek ist eine Strukturmaßnahme, die an vielen anderen Universitäten in ganz Deutschland gut funktioniert. In jedem Fall bleibt das Archiv weiterhin als eine distinkte Einrichtung mit besonderem Auftrag für die Hochschule erkennbar“, betont Dr. Jochen Johannsen, Leiter der UB.

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Der neue Leiter Dr. Hendrik Friggemann.

Gründung 1970, Professionalisierung 2004

Das Hochschularchiv wurde an der RWTH 1970 gegründet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Festschrift für 100 Jahre RWTH schrieben, stellten fest, dass es keinen zentralen Ort zur Aufbewahrung alter Unterlagen gab. Der erste wissenschaftliche Archivar kam allerdings erst 2004: Die damals neu berufene Frühneuzeitprofessorin Gudrun Gersmann kannte den Historiker Dr. Klaus Graf als exzellenten Archivar und konnte diesen dafür gewinnen, aus der Sammlung von Kartons und Ordnern erste Grundstrukturen eines Archivs zu schaffen.

2005 übernahm Christine Roll von Gudrun Gersmann die Verantwortung, Graf professionalisierte die Strukturen. „Damals noch geradezu revolutionär im Archivwesen wurden die Bedingungen für Online-Recherchen geschaffen, und es wurde dafür gesorgt, dass wichtige Bestände digitalisiert und über das Internet zugänglich wurden. Im Bereich Social Media gehörte das Hochschularchiv unter seiner Leitung zur Avantgarde, berichtet Roll.“

Das Hochschularchiv steht – wie alle Gedächtniseinrichtungen – insbesondere vor der Herausforderung, digitales Kulturgut zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten und nutzbar zu machen. Hierbei steht die Einrichtung eines digitalen Langzeitarchivs im Fokus, mit dem elektronische Akten, Datenbankinhalte, Webseiten, Videos dauerhaft gespeichert werden können“, erläutert nun der neue Leiter Friggemann. Gleichzeitig müssen auch die klassischen Kernaufgaben für das papierne Archivgut weiterhin erfüllt werden. Dazu zählt insbesondere die Bewertung und Übernahme von historisch wertvollen Unterlagen und Materialien aus allen Bereichen der RWTH. Die Einsicht und Auswertung von Archivgut steht allen Interessierten offen, z.B. im Rahmen von Prüfungs- und Abschlussarbeiten, Forschungsvorhaben oder zur Erforschung der eigenen Familiengeschichte.

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Das Team des Archivs | Foto: Andreas Schmitter

KI und Potenzial

Gerade mit den Möglichkeiten, die sich durch die digitale Transformation sowie den Einsatz von KI ergeben, kann das Hochschularchiv bei seinen vielfältigen Aufgaben unterstützt werden. „Das Hochschularchiv als Teil einer enorm innovativen Universität mit hervorragendem Ruf bietet viel Potenzial, um den vielen Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können. Die im Vergleich mit NRW-Hochschulen lange und reiche Geschichte der RWTH bietet dabei spannende Ansatzpunkte für unterschiedliche Projekte der Öffentlichkeitsarbeit, die nach innen gerichtet identitätsstiftend wirken können und gleichzeitig die Sichtbarkeit der Universität nach außen stärken“, betont Friggemann.

Dr. Hendrik Friggemann studierte Mittlere und Neuere Geschichte sowie Romanistik an der Universität Mainz und promovierte dort im Bereich Zeitgeschichte. Nach dem Referendariat für den höheren Archivdienst beim Land Hessen war er ab 2013 als Leiter des Universitätsarchivs und als UB-Fachreferent für die Romanistik an der Universität Duisburg-Essen tätig. Schwerpunktmäßig befasste er sich dort mit der Weiterentwicklung und Digitalisierung der Archivdienstleistungen. Seit 2022 ist er Leiter des hochschulübergreifenden Projekts Digitale Langzeitarchivierung an den NRW-Hochschulen (LZA.NRW), das er auch an der RWTH weiter verfolgt. „Wir sind froh, mit Herrn Friggemann einen ausgewiesenen und weithin anerkannten Fachmann gewonnen zu haben. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihm auch als Projektleiter des von den NRW-Hochschulen finanzierten Projekts LZA.NRW zur Digitalisierung der Hochschularchive in NRW und auf die Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern an der Universität Duisburg-Essen. Zugleich danken wir seinem Amtsvorgänger, Klaus Graf, für die Pionierarbeit und Etablierung des Archivs in den vergangenen zwei Jahrzehnten“, sagt Johannsen.