Die RWTH als zentraler Akteur im Strukturwandel

Beim Pressegespräch zeigten sich v.l. Bodo Middeldorf (Geschäftsführer Zukunftsagentur Rheinisches Revier GmbH), Professorin Christa Reicher (Leiterin Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen und Institut für -Städtebau und europäische Urbanistik an der RWTH), Klara Geywitz (Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen), Dr. Carola Neugebauer (Leiterin BBSR Kompetenzzentrum Regionalentwicklung) und Felix Heinrichs (Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach) sehr zufrieden mit den Ergebnissen und Erkenntnissen der Strukturwandeltagung. | Foto: Zukunftsagentur / Tomas Rodriguez

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Schnell? Schön? Beides? Wie Strukturwandel aussehen und funktionieren kann, dazu tauschten sich Expertinnen und Experten aus allen drei deutschen Revieren jetzt in Mönchengladbach aus. Eingeladen zur Strukturwandelkonferenz hatte unter anderem die RWTH.

Für Strukturwandel, so formulierte es Bundesbauministerin Klara Geywitz während der zweitägigen Veranstaltung im Haus Erholung, „gibt es keine Zuständigkeiten“. Vielmehr sei er Gemeinschaftsaufgabe, folgerichtig kamen unterschiedlichste Akteure zusammen: Aus Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung, aber eben auch aus dem Rheinischen, dem Lausitzer und dem Mitteldeutschen Braunkohlerevier. Ein zentraler Akteur in diesem Prozess: Die RWTH. Seit Ende 2019 haben bereits 24 Projekte mit einem Gesamtvolumen von knapp 97 Millionen Euro eine Förderung im Strukturwandelkontext erhalten, „wir gestalten den Wandel durch Innovationen erfolgreich mit“, so RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven. Die Projekte hätten dabei eine große thematische Breite, von Energie, Ressourcen und Innovation über Infrastruktur und Mobilität bis hin zu Bildung, Digitalisierung, Raum und Infrastruktur.

Mit dem Raum, genauer: der Attraktivität des Raums, befasst sich Professorin Christa Reicher. Ihr Lehrstuhl für Städtebau an der RWTH hat die Tagung mitorganisiert. Schönheit sei kein „nice to have“, eine reizvolle Landschaft, tadellose Schulen, ein attraktives Umfeld, gute Wohnmöglichkeiten, kurz: ein schöner Raum, seien unerlässlich, um Unternehmen anzusiedeln. Die Schönheit des Raums, so argumentiert sie, habe einen ökonomischen Wert und müsse folglich beim Strukturwandel stets mitgedacht werden. Der RWTH, das sieht sie nicht anders als Kanzler Nettekoven, komme bei diesem Prozess eine Schlüsselfunktion zu, „wir sammeln an der Universität nicht nur Wissen an, sondern wollen aktiv mitgestalten.“Den zweitägigen Gipfel wertet sie als großen Erfolg, „insbesondere der Schulterschluss zwischen den drei Revieren ist für ein Gelingen des Wandels ein starker Beitrag“.

Von- und miteinander lernen“, nannte das die Bauministerin. Denn die Umbrüche seien ein Megathema, für das es nun mal keinen Masterplan gäbe. Die Kohlereviere, so RWTH-Kanzler Nettekoven, seien Symbole für den Aufbruch, schließlich gibt es weitere Mega-Herausforderungen wie Energiesicherheit, Klimawandel oder Digitalisierung. „Vor diesem Hintergrund machen die Kohlereviere vor, was woanders noch nachgeholt werden muss“, so Klara Geywitz. Eine weitere Herausforderung: Ein schneller Kohleausstieg – bereits 2030 soll Schluss sein – trifft auf ziemlich alte Fördermechanismen, Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Die fehlende Geschwindigkeit nervt viele Akteure, so ermunterte Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs zu mehr Mut zur Geschwindigkeit: „Man sollte nicht immer nur auf Förderbescheide warten, sondern auch einfach mal machen.“ Auch die unterschiedliche Dynamik des Wandels ist eine Herausforderung für Forschung und Wissenschaft, auch hier wird die RWTH ihre Expertise zur Verfügung stellen.

Die Mönchengladbacher Konferenz mit rund 200 Teilnehmenden war nach der Premiere im Vorjahr in Chemnitz die zweite Strukturwandeltagung. Organisiert wurde sie vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH), der Stadt Mönchengladbach, der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), der Zukunftsagentur Rheinisches Revier und dem Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit (HALIS).