Das Aachener Krönungsmahl: historisch, festlich, kulinarisch

Gruppenbild mit Damen zum Abschluss des 18. Krönungsmahls im Aachener Rathaus. (v.l.n.r.) Ehemaliger NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Gabriel Yeo (Klavier) Wilhelmine (Klavier) und Helene (Violine) Freytag, Professor Dr. Harald Müller, Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen sowie Georg Helg. Alle Fotos: © Stadt Aachen / Andreas Herrmann.

Wer einmal zu Besuch im Aachener Dom und im Krönungsaal  des Rathauses war, vergisst beide historische Stätten sicher nie wieder. Noch dazu, wenn ein besonderes Ereignis beide Bauwerke miteinander verknüpft.  So fand kürzlich, coronabedingt mit einem Jahr Verspätung,  das 18. Aachener Krönungsmahl mit 150 Gästen in festlichem Ambiente statt. Gastredner waren der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Prof. Dr. Harald Müller von der RWTH Aachen.

Große Ereignisse in Aachen, die sich mit dem Namen Karl des Großen und Europa verbinden lassen, führen zunächst in dessen Marienkirche, den Dom. Dorthin, wo sich der Habsburger und spanische Herrscher Carlos Primero am 23. Oktober 1520 zum letzten bedeutende König und späteren Kaiser Karl V. mit geschickten Winkelzügen und durch Bestechlichkeit in Aachen krönen ließ. Das belegen Quellen, die sich auf viele historische Dokumente stützen können und in der  Ausstellung „Der gekaufte Kaiser“ im Centre Charlemagne zu sehen waren.

Im Dom bildete ein festliches Konzert mit dem Titel „Lobgesänge auf Carolus Magnus und Carolus Maximus“ den besinnlichen Auftakt zu musikalischen Zeitreisen ins 15. und 16. Jahrhundert. Die Gäste des Krönungsmahls gingen danach begleitet von den Stadtreitern und Fackeln begleitet zum Rathaus. Das sorgte bei zufälligen Besuchern der City für Erstaunen und stimmungsvolle Fotomotive auf dem Weg zum Gaumenschmaus.

Die Aachener Stadtreiter und die Rathausgarde „Öcher Duemjroefe“ beleuchteten den Weg vom Dom zum Rathaus. Wie früher.

Letzte Reden verdienter Aachener

Zur Krönung bitte die nur die höchsten Würden und das beste Essen. Das zählte auch für Karl V., eine Machtdemonstration, zu der er  wertvolle Geschenke erwartete, die heute noch in der Domschatzkammer zu sehen sind. Heute geht es im Dom und dem Rathaus bürgerlicher zu. Nicht um Machtstreben geht, sondern den Erhalt der Bausubstanz hat sich der Rathausverein Aachen 2002 auf die Fahnen geschrieben. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 habe man rund zwei Millionen Euro zur Restaurierung einnehmen können. In verschlossenen Umschlägen „dürfen Sie nach der Rechnung noch etwas drauflegen“,  sagte der 87-jährige Georg Helg als stellvertretender Vorsitzende des Rathausvereins und Initiator des Krönungsmahls – und gab sehr emotionell seinen Abschied bekannt. „Man soll immer gehen, wenn es am schönsten ist“, sagte er. Ovationen für den liberalen Kaufmann: ein Grand-Seigneur nimmt seinem Hut.

Vielleicht galt das auch für Armin Laschet, der sich mit seiner letzten Rede als gebürtiger Aachener ehemaliger Landesvater und Kanzlerkandidat zu „Vielfalt ist Stärke“ bekannte.  „Die damals bekannte Welt in Europa hat sich in Aachen wie zu einer Art Sicherheitskonferenz getroffen“.  So sei auch auf sein Drängen der „Aachener Vertrag“  zwischen Deutschland und Frankreich mit seiner Unterstützung im Rathaus der  Europastadt Aachen unterzeichnet worden. „Berlin wäre als Ort sicher nicht möglich gewesen.“ Ein Fundament und Vermächtnis, auf das er stolz sei. Nun wechselt er als Bundestagsabgeordneter nach Berlin.

Im Dom bildete ein festliches Konzert den besinnlichen Auftakt zu musikalischen Zeitreisen ins 15. und 16. Jahrhundert. Eine Zeitreise …

„Keine verkappten Royalisten“

Mahlzeit. So erläuterte Prof. Dr. Harald Müller als Historiker die Ereignisse: „Das Krönungsmahl war eine opulente Aufführung  mit symbolischer Handlung“. Tatsächlich sei der Ort des Krönungsmahls nicht das Rathaus, sondern der Dom gewesen.  Dort hätten die Krönungen stattgefunden. Dennoch sei der „Reichssaal“ ein passender Ort, um heute dort zu feiern. „In Erinnerung an Karl V. dürfen Sie sich heute aber mit Fug und Recht als Mäzene dieser wunderbaren Beletage der Stadt Aachen fühlen – und damit zurecht auch ein bisschen wie Könige, auch wenn wir keine Royalisten sind.“

Tisch 12

Auf ein 4-Gänge-Menü  durften sich die Gäste im festlich gedeckten Saal freuen. Auch an Tisch 12, gekennzeichnet mit Titel Margarete von Österreich, (1480-1530, Generalstatthalterin der Niederlande ab 1507, Tochter Kaiser Maximilians I. und Maris von Burgund, Tante Karls V). Ja, so war’s. Als  Auftakt des Krönungsmahls gab es Dreierlei vom Lachs. Der leichte Zwischengang mit Rote Beete Carpaccio mit Ziegenkäse und Erbsensprossen erfreute die Gaumen. Der Hauptgang:  ein Bürgermeisterstück mit Kartoffelstrudel und Meerrettich-Schnippelbohnen. Eine Idee, die zum heutigen Rathaus passt, dass sich politisch bürgerlich versteht – ohne historische Wurzeln zu vergessen.  Zum krönenden Abschluss des Menüs begeisterten schließlich Moelleux au Chocolat, Printenzabaione und Mandarine die Gäste. Der Krönungswein war  diesmal ein Commendator Enrico IGT aus dem Jahre 2015.

Die Deutsche Stiftung Musikleben zaubert ein musikalisches Klangmenü

Das Krönungsmahl ist aber nicht nur für seine kulinarischen Genüsse in außergewöhnlichem Ambiente bekannt, sondern auch wegen seines innovativen Unterhaltungsprogramms. Preisträger und Stipendiaten der Deutschen Stiftung Musikleben werden dabei ein musikalisches Klangmenü zaubern. Auch dieses Jahr vermittelte Stiftungsleiterin Irene Schulte-Hillen nämlich exzellente junge Künstler für das Krönungsmahl. Neben Gabriel Yeo (Klavier) werden die Schwestern Helene (Violine) und Wilhelmine (Klavier) Freytag unter anderem Maurice Ravels „Miroirs“ zu Gehör bringen.

(Frank Fäller)

Alle Fotos © Andreas Herrmann