Die Wissenschaftsnacht der RWTH findet am 08. November zum 20. Mal statt. Dr. Bastian Lehrheuer erklärt den Besucherinnen und Besuchern, worauf es bei der Herstellung nachhaltiger Kraftstoffe ankommt.
Am Freitag, dem 08. November 2024, lädt die Aachener Universität bereits zum 20. Mal zur RWTH-Wissenschaftsnacht „5 vor 12“ ein, einem der größten Events in Aachen und der Region mit jährlich mehreren Tausend Besucherinnen und Besuchern. Dr. Bastian Lehrheuer, Geschäftsführer des Exzellenzclusters Fuel Science Center (FSC), hält in diesem Jahr einen Vortrag zum Thema „Craft Fuel – Wie b(r)aue ich mir einen nachhaltigen Kraftstoff?“. Im Interview erläutert der Ingenieur, worauf es dabei ankommt.
Herr Dr. Lehrheuer, welche Zutaten braucht man für einen nachhaltigen Kraftstoff?
Lehrheuer: Für unseren nachhaltigen Kraftstoff benutzen wir nur das Beste, was uns die Natur zu bieten hat: klimaneutrale, erneuerbare Ressourcen von Wind, Sonne und Biomasse. Dabei achten wir nicht nur darauf, dass diese Ressourcen in jeder Dimension nachhaltig sind, sondern auch auf eine effiziente und schadstoffarme Anwendung. Am FSC verfolgen wir in der Herstellung einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz, der sicherstellt, dass wir von Anfang an alle Aspekte vom kleinsten molekularen Prozess über Reaktoren und Motoren bis hin zum globalen Gesamtsystem einbeziehen. Nur so können wir das Optimum herausholen.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Entwicklung und Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen, und wie gehen Sie diese im FSC an?
Lehrheuer: In der Entwicklung, Herstellung und Anwendung von Kraftstoffen gibt es drei sehr wichtige Sektoren: Energie, Transport und Chemie. Es stellt also ein sehr komplexes, globales Gesamtsystem mit vielen verschiedenen technischen Anforderungen dar – ganz zu schweigen von der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung. Außerdem sind die Dimensionen, von denen wir hier sprechen, nur schwer vorstellbar. Wir haben daher verschiedene numerische und experimentelle Methoden entwickelt, um sowohl konkrete Anwendungsfälle zu optimieren als auch stets den Einfluss einzelner Komponenten auf das große Ganze bewerten zu können. Das nennen wir den „Fuel Design Process“.
Wie sieht die Zukunft der Mobilität aus Ihrer Sicht aus? Welchen Beitrag können nachhaltige Kraftstoffe dazu leisten?
Lehrheuer: Die Zukunft der Mobilität ist aus meiner Sicht genauso, wie unsere Gesellschaft sein sollte: bunt und divers. Für die zahlreichen, individuellen Bedürfnisse braucht es verschiedene Lösungen, die aber eines gemein haben: Sie dürfen nichts und niemandem schaden, weder der Natur und dem Klima noch anderen Menschen, egal wo auf der Welt. Nachhaltig hergestellte Kraftstoffe sind ein wichtiger Baustein, um auch dort eine klimaneutrale Lösung zu bieten, wo die Elektrifizierung nicht oder nur schwer umsetzbar ist. Außerdem gibt es nachhaltige Kraftstoffe, die bereits heute in jedem Fahrzeug auf der Straße eingesetzt werden können und damit sofort einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.
Inwiefern ist es wichtig, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu transportieren?
Lehrheuer: Wir müssen so schnell wie möglich und so viel wie möglich CO2 einsparen. Da ist jede und jeder gefragt. Viele sind sich der Dimensionen des Ressourcenbedarfs und der CO2-Emissionen im Transport- und Chemiesektor sowie der Ausmaße des notwendigen Umbruchs nicht bewusst. Wir müssen ein Bewusstsein für das Problem schaffen, aber auch gleichzeitig Lösungswege aufzeigen, wie wir diese meistern können.
Was erwartet die Besucherinnen und Besuchern der Wissenschaftsnacht in Ihrem Vortrag?
Lehrheuer: Alkohol und Feuer! Aber keine Angst, wir achten darauf, dass alles jugendgerecht und sicher verläuft. Wir zeigen, wie die neueste Generation der „Bio-hybrid Fuels“ bereits heute zu niedrigen Schadstoffemissionen führt und welches Potenzial für klimaneutrale Mobilität darin liegt.
Weitere Infos und das Programm finden Sie auf der Webseite der Wissenschaftsnacht.