Weltkulturerbe in Bonn: UNESCO nimmt Niedergermanischen Limes auf Welterbeliste

Das Praetorium unter dem Spanischen Bau des Kölner Rathauses (Bild Rheinisches Bildarchiv, RBA).

NRW. Das UNESCO-Welterbekomitee hat den Niedergermanischen Limes mit seinen Fundplätzen in Nordrhein-Westfalen, den Niederlanden und Rheinland-Pfalz in die Liste der Weltkulturerbestätten aufgenommen. Die Grenzeinrichtung tangierte auch das Bonner Stadtgebiet.

„Das ist eine großartige Nachricht“, so Oberbürgermeisterin Katja Dörner nach Bekanntwerden der Entscheidung. „Bonn ist sich der Bedeutung seines römischen Erbes bewusst, und wird diese Verpflichtung auch bei künftigen Entscheidungen, die das Umfeld der Bodendenkmale betreffen, angemessen berücksichtigen. Aus der länderübergreifenden Kooperation ergeben sich auch zusätzliche touristische Ansatzpunkte, die wir gerne gemeinsam mit den Partnern nutzen werden.“ Das Römerlager Bonn war der mit Abstand am längsten genutzte römische Stützpunkt des Niedergermanischen Limes und hatte deshalb im Rahmen des Nominierungsantrages besondere Bedeutung. Das ehemalige Legionslager liegt im Stadtteil Bonn-Castell. Grundriss und Straßenführung des Römerlagers sind dort bis heute im modernen Stadtbild erkennbar.

Drei Bodendenkmäler

Neben Bonn spielt der Limes auch in Köln eine besondere Rolle. Auf dem Stadtgebiet liegen drei herausragende Bodendenkmäler der fast 500-jährigen römischen Epoche im Rheinland. Das Praetorium war die Residenz der Statthalter der Provinz Niedergermanien. Der antike Statthalterpalast, der künftig im MiQua zu besichtigen sein wird, gehört zu den am besten erforschten und erhaltenen Anlagen seiner Art im gesamten Römischen Imperium. Im heutigen Stadtteil Köln-Marienburg beheimatet war das Flottenkastell „Alteburg“, das als Hauptquartier der römischen Rheinflotte für den gesamten 400 Kilometer langen Limes-Abschnitt zwischen Mittelrhein und Nordsee verantwortlich war. Im rechtsrheinischen Deutz haben sich die mächtigen Zeugnisse des Kastell Divitia-Deutz erhalten, das im Auftrag Kaiser Konstantins des Großen errichtet wurde. Das Kastell gilt als Musterbeispiel spätrömischer Festungstechnik des 4. Jahrhunderts. Alle drei Bodendenkmäler sind Zeugnisse der Ursprünge und Entwicklung der Stadt Köln. Gemeinsam mit den unzähligen antiken Funden, die bei Ausgrabungen der Stadtarchäologie ans Tageslicht kommen, berichten diese Denkmäler von den Anfängen Kölns, das als einzige Millionenstadt Deutschlands auf 2.000 Jahre städtischer Kontinuität zurückblicken kann. Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Es erfüllt mich mit Stolz, denn ich bin mir der herausragenden Bedeutung unseres antiken Erbes entlang des Rheins bewusst. Gerade in einer pulsierenden Millionenstadt wie Köln gilt es, die Erinnerung an die römischen Ursprünge aufrecht zu erhalten und deren Zeugnisse dauerhaft zu bewahren. Dabei wird diese Auszeichnung durch die UNESCO helfen.“ Die Ernennung des „Niedergermanischen Limes“ – der den Rheinlauf zwischen Remagen und Nordseeküste nachzeichnet – zum UNESCO-Weltkulturerbe, gibt für Köln Anlass zur Freude. Professor Dr. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums der Stadt Köln: „Die Eintragung des ‚Niedergermanischen Limes‘ markiert zweifellos einen Meilenstein für die Archäologie und Kulturgeschichte Kölns, das nun – neben der Hohen Domkirche – weitere Geschichtszeugnisse ersten Ranges beheimatet.“

Luftbild mit der Lage des Flottenkastells in Marienburg (Bild Römisch-Germanisches Museum, RGM).

Der Limes, die Außengrenze des römischen Imperiums, ist das größte lineare Bodendenkmal in Europa. Hadrianswall und Antoninuswall in Großbritannien sowie der Obergermanisch-Raetische Limes in Deutschland sind bereits Teil der 1987 anerkannten transnationalen UNESCO-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches“. Entlang der fast 400 Kilometer langen Flussgrenze des Niedergermanischen Limes reihten sich zahlreiche Kastelle, Wachttürme und Legionslager auf. Archäologische Überreste gibt es allein in Nordrhein-Westfalen in insgesamt 19 Kommunen, und diese gehören zu den bedeutendsten Denkmälern des Bundeslandes. Daraus entstanden sind bedeutende Städte und vielfältige Kulturlandschaften. Sie prägen die Region am Rhein noch heute und sind touristisch hochfrequentierte Orte.

Unterschiedliche Fundplätze

Die Fundplätze des Niedergermanischen Limes in Nordrhein-Westfalen liegen in den Kommunen Alfter, Alpen, Bad Münstereifel, Bedburg-Hau, Bonn, Bornheim, Dormagen, Duisburg, Moers, Monheim, Neuss, Kalkar, Kleve, Köln, Krefeld, Swisttal, Uedem, Wesel und Xanten. Die Bandbreite der Fundplätze reicht von kleinen Wachttürmen bis zu riesigen Legionslagern, von Marschlagern im Wald bis zum Statthalterpalast. Gemeinsam mit den zugehörigen Zivilsiedlungen, einer Kalkbrennerei und Teilen der Limesstraße bieten sie das wohl vollständigste Bild einer römischen Grenzregion. Nicht alle archäologischen Überreste sind obertägig erkennbar, oft aber durch modernste Methoden sichtbar gemacht. Ein gemeinsames Vermittlungskonzept soll die Fundplätze des Niedergermanischen Limes in naher Zukunft für alle Interessierten erschließen.

Die weiteren UNESCO-Welterbestätten in Nordrhein-Westfalen sind: der Aachener Dom, die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl, der Kölner Dom, die Zeche Zollverein in Essen und das Kloster Corvey. pk

Das Osttor des Kastells Deutz (Bild RGM).