Vorhang auf für die Oper: Bundeskunsthalle lädt ein zu einem Parcours durch 400 Jahre Opern-Geschichte

Zylinder als Opern-Relikte aus früheren Zeiten. Foto: Peter Köster

Bonn holt die Opernwelt auf die Bühne: Unter der Überschrift „Die Oper ist tot – es lebe die Oper“ lädt die Bundeskunsthalle bis zum 5. Februar zu einem Parcours durch 400 Jahre Opern-Geschichte ein.

Hofe der Medicis

„Die Oper ist tot – es lebe die Oper“ wird zu einem durch 400 Jahre Operngeschichte. Ausgehend von den Vorläufern der Oper am Hofe der Medicis in Florenz wird der Entstehungs- und Wandlungsprozess der Kunstform Oper bis in die heutige Zeit nachgezeichnet und die Verbindung der verschiedenen Formen der Kunst (Musik, Gesang, Schauspiel, Tanz) und des Handwerks (Kostüm, Bühne, Licht) zu einem Gesamtkunstwerk präsentiert. Dies geschieht anhand von Gemälden und Opernplakaten, Kostüm- und Bühnenbildentwürfen, Partituren und Programmheften, Filmausschnitten und Einspielungen zahlreicher Opernwerke. Über kaleidoskopartige Einblicke in einige der bedeutendsten Opernhäuser der Welt – darunter die Mailänder Scala, Wiener Hofoper, New Yorker Metropolitan oder Opernhaus in Bayreuth – wird ein umfassendes Bild dieser speziellen Form des Musiktheaters von den Anfängen im 16. Jahrhundert bis zu aktuellen Opernproduktionen präsentiert.

Darstellung einer Opernbühne: Foto: Peter Köster

Lieben und hassen

In den rund 400 Jahren ihres Bestehens hundertmal totgesagt und doch bis heute immer wieder innovativ und voller Widerstandskraft, von den einen hochgeschätzt, von anderen als elitär und verstaubt abqualifiziert, man liebt sie oder man hasst sie. In der Oper verbinden sich verschiedene Formen der Kunst (Musik, Gesang, Schauspiel, Tanz) und des Handwerks (Kostüm, Bühne, Licht) zu einem Gesamtkunstwerk. Sie überschreitet die Grenzen der Realität, lebt von dramatischen Extremen, vom Magischen und Irrationalen und ist als Kunstereignis einmalig und vergänglich. Und genau dieser wahrscheinlich emotionalsten aller Kunstformen widmet die Bundeskunsthalle nun eine opulente Ausstellung, ein sinnliches Erlebnis des „Gesamtkunstwerkes“ Oper. Gleichzeitig wirft die Inszenierung einen Blick hinter die Kulissen, so dass selbst ausgewiesene Opernkenner noch überraschendes und neues erleben können.

Plakat „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Foto: Peter Köster

Sinnliches Erlebnis

Große Oper meint aufwendige Aufführungen, Vorhänge aus Samt und gefeierte Diven. Mit bestickten Kostümen, historischen Bühnenmodellen und Gemälden – in schummrigem Licht wie in einer echten Oper. Vorgestellt werden prachtvolle Kostüme, historische Gemälde, Modelle von Bühnenbildern, berühmte Sänger, Programmhefte und Karikaturen. In den Räumen der Ausstellung erscheint das Musiktheater als sinnliches Erlebnis, inszeniert mit funkelnden Leuchtern und Musikeinspielungen. Luxuriöse Requisiten. Dazu zählt eine blaue fünf Meter lange, exotisch bestickte Schleppe, die Birgit Nilsson als Prinzessin „Turandot“  1961 auf der Bühne der Wiener Staatsoper hinter sich herzog oder die reich verzierte Krone, die die berühmte Maria Callas auf der Bühne trug. Sie illustrieren die schillernde Welt des Musiktheaters. „Wie kein anderes Genre spricht die Oper unsere Sinne an. Sie lebt von dramatischen Extremen, vom Magischen und Irrationalen. Als Kunstereignis ist sie einmalig und vergänglich“, so Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle. Anhand von prachtvollen Kostümen, historischen Gemälden, Modellen von Bühnenbildern oder berühmten Sängen, Programmheften und Karikaturen, blickt die Ausstellung nicht nur auf die Vergangenheit der Oper zurück, sondern sie möchte, wie Alexander-Meier-Dörzenbach sagt, „alle Facetten zeigen, die das komplexe Kunstwerk der Oper bereithält“. Gemeinsam mit Katharina Chrubasik hat er die Ausstellung kuratiert.

Plakat „Parsifal“ von Riccardo Wagner. Foto: Peter Köster

„Ricordi-Archiv“

Einer der Garanten für diese Ausstellung ist deas „Ricordi-Archiv“, das als eine der weltweit bedeutendsten Musiksammlungen fast 70 Exponate beisteuerte. Jedes dieser wertvollen Dokumente und Artefakte erzählt eine eigene Geschichte, etwa das originale Giuseppe-Verdi-Porträt von Leopoldo Metlicovitz. Ebenso Faksimiles der Bühnenbildentwürfe für Puccinis „Turandot“ und Madama „Butterfly“ die an Opernhäuser geschickt wurden, damit dort exakte Kopien des Premieren-Bühnenbilds erstellt werden konnten, oder auch ursprüngliche Kostümentwürfe für die Verdi-Opern „Aida“ und „Falstaff“. Auf Puccini legt die Bonner Ausstellung ein besonderes Augenmerk; ihm werden gleich mehrere Kapitel gewidmet: „Vissi d’arte: Giacomo Puccinis Tosca an der Wiener Staatsoper“, „Die Mailänder Scala – Vom Misserfolg zum Blockbuster: Madama Butterfly“ sowie „Puccinis rätselhafte Oper: Turandot“. Vorhang auf für die Oper. Peter Köster

Plakat „Turandot“ von Giacomo Puccini. Foto: Peter Köster