„Rückkehr in Würde. Chancen für ein selbstbestimmtes Leben“,
unter diesem Motto feiert „Solwodi“ steht für „Solidarity with Women in Distress“ (Solidarität mit Frauen in Not) in diesem Jahr das 30-jährige Bestehen seines Rückkehr- und Reintegrationsprogramms. Das Frauenmuseum (FM) Bonn zeigt dazu eine Ausstellung, in der sich 37 Künstlerinnen und Künstler in ihren Werken mit dem Schicksal von Betroffenen auseinandergesetzt haben.
Frauen bedroht von Armut und Gewalt
„Rückkehr in Würde“, unter diesem Motto startete 1992 das Solwodi-Programm für Frauen, die wieder in ihr Heimatland zurückkehren wollten. 30 Jahre sind vergangen: „Politisch und gesellschaftlich“, so „Solwodi“, hat sich „für unsere Klientinnen“ wenig verändert. Noch immer seien sie es, die von Armut und Gewalt besonders betroffen seien. „Aber noch immer sind es auch die Frauen, die mit einer schier unerschöpflichen Energie dafür sorgen, dass sie ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten können.“
Mehr Maßnahmen von der Politik gefordert
Die Bonner Veranstaltung nahm die Gründerin der Frauenhilfsorganisation „Solwodi“, Lea Ackermann, zum Anlass, mehr Maßnahmen von der Politik beim Kampf gegen Armut zu fordern. In vielen Ländern gelinge es Frauen aus benachteiligten Schichten nicht, ein Leben in Würde zu führen. Immer noch fehle es beispielsweise an Bildungsangeboten, damit Frauen dem „Kreislauf der Armut“ entfliehen könnten. „Menschenhändler profitierten von der Not der Frauen, lockten sie nicht selten in andere Länder und beuteten sie dort als Prostituierte aus.“ Solange dieses System funktioniere, brauche es weiter das mit Unterstützung des Entwicklungsministeriums gestartete Rückkehr- und Reintegrationsprogramm von „Solwodi“. „Es hilft Frauen, die wieder in ihr Heimatland zurückkehren wollen, sich eine neue Existenz aufzubauen“, befand Lea Ackermann.
Finanzielle Not
Im Katalog zur Ausstellung betont Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) das zivilgesellschaftliche Engagement im Kampf gegen kriminelle Netzwerke. Jedes Jahr würden tausende Frauen Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution in Deutschland und Europa. „Viele der Frauen verlassen ihre Heimat unter falschen Versprechungen und geraten so in Abhängigkeit und Ausbeutung. Der Weg zurück ist oft versperrt durch finanzielle Not, aber auch durch die Angst vor sozialer Stigmatisierung oder vor einer Rückkehr in die Chancenlosigkeit.“ Die Ausstellung „Rückkehr in Würde. Chancen für ein selbstbestimmtes Leben“ ist vor diesem Hintergrund ein Hoffnungsschimmer. Sie macht deutlich: Mit Solidarität und der richtigen Unterstützung können sich Frauen aus diesen Situationen befreien und ein selbstbestimmtes Leben aufbauen. Dafür braucht es allerdings neben dem staatlichen Handeln – beispielsweise im Kampf gegen kriminelle Netzwerke – auch das zivilgesellschaftliche Engagement.
99 Bewerbungen
Anfang des Jahres hat „Solwodi“ Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich für das Ausstellungsprojekt im Frauenmuseum zu bewerben. Insgesamt 99 Bewerbungen von Künstlerinnen und Künstlern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum gingen ein. Dass sich so viele Kunstschaffende aus den verschiedensten Genres für die Ausstellung beworben haben, wird von „Solwodi“ als Erfolg bewertet. Die Künstlerinnen und Künstler mussten zu einem Lebenslauf von Frauen, die mit Solwodi-Unterstützung in ihr Herkunftsland zurückgekehrt sind, thematisch etwas erarbeiten. Insgesamt 37 künstlerische Positionen wurden von der sechsköpfigen Jury, bestehend aus Martin Mauthe-Käter, Leiter des Referats für Rückkehr und Reintegration im BMZ, Roshan Heiler, Komponentenleiterin bei der GIZ, Marianne Pitzen, Direktorin des Frauenmuseum Bonn, Motz Tietze, Kunstakademie Mannheim, Charlotte Becker, Leiterin des Rückkehr- und Reintegrationsprogramm von Solwodi, und Gudrun Angelis, Vorstand „Solwodi“ Deutschland e.V, bewertet. So entstand ein anspruchsvolles Mixed Media, von Skulpturen, Objekten, Malerei und einem dokumentarischen Ausstellungsteil. Die Ausstellung sensibilisiert und liefert einen Beitrag aus menschenrechtlicher Perspektive zum Thema Rückkehr und Reintegration. Die Präsentation blickt dokumentarisch, künstlerisch und vor allem aus der Sicht der Klientinnen auf diese 30 Jahre zurück. Peter Köster