Rein Wolfs verlässt den Intendanten-Sessel und geht nach Amsterdam

Rein Wolfs auf dem Dach der Bundeskunsthalle. © Peter Köster

Bonn. Sechs Jahre stand Rein Wolfs als Intendant an der Spitze der Bundeskunsthalle in Bonn. Ab dem 1. Dezember wechselt der 59-Jährige Niederländer auf den Direktorensessel des Stedelijk Museum für Moderne Kunst in Amsterdam. Dort wird er Nachfolger der Deutschen Beatrix Ruf an, die 2017 vorzeitig von ihrem Posten zurückgetreten war. Man hatte ihr Interessenkonflikte vorgeworfen, die sich aber, wie eine Untersuchungskommission feststellte, als völlig haltlos erwiesen.

Der Aufsichtsrat des Stedelijk Museum freut sich bereits auf Rein Wolfs, der eine große Führungs-Erfahrung mitbringt. Darüber verfüge er über ein weltweites Netzwerk und verfolge seit Jahren einen spannenden künstlerischen Kurs. Er bringe somit alles das mit, was das Amsterdamer Museum brauche.
Martin Kippenberger: „Bitteschön Dankeschön” – Eine Retrospektive vom 1. November bis 16. Februar 2020 dürfte in Bonn somit wohl die letzte Ausstellung in diesem Jahr sein, die unter der Ägide Wolfs präsentiert wird. Laut einer Mitteilung des Bonner Hauses wird der Weggang Wolfs von Bonn von der zuständigen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) beklagt. Das sei ein großer Verlust für die Bundeskunsthalle. Grütters hatte erst 2017 den Vertrag mit Rein Wolfs bis 2023 verlängert und nun der vorgezogene Abschied.

Der Niederländer übernahm das Bonner Haus 2013, als es eine heftige Krise durchlief. Davor leitete er u.a. die Kunsthalle in Kassel. In der Bundeskunsthalle verantwortete Rein Wolfs bis heute zahlreiche Ausstellungen, darunter Retrospektiven zum Werk von Kasimir Malewitsch, Hanne Darboven, Katharina Sieverding und Marina Abramović. Ferner große Schauen mit John Bock und Gregor Schneider sowie eine Übersichtsausstellung des Modedesigners Karl Lagerfeld und die erste umfassende Ausstellung über Pina Bausch und das Tanztheater. 2017 realisierte das Haus unter Wolfs Regentschaft u. a. eine große archäologische Ausstellung zu Iran, eine umfangreiche Werkschau zu Ferdinand Hodler, eine Wissenschaft und Kunst verbindende Ausstellung zum Thema Wetter und Klima (unter Schirmherrschaft des UN-Klimasekretariats) und eine international beachtete Ausstellung Gurlitt (NS-Raubkunst und dessen Folgen anhand der Bestandsaufnahme des Schwabinger Kunstfunds.

Eine Findungskommission ist damit beauftragt, in den kommenden Monaten einen Nachfolger zu entdecken. pk