Pünktlich zum 200. Jubiläum erstrahlt das Landesmuseum Bonn im neuen Glanz

Das Highlight nicht nur im Foyer des Museums ist zweifelsohne der Neandertaler. Fotos © Peter Köster

Bonn. Das LVR-LandesMuseum Bonn feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. „Beschenkt“ wird der Jubilar vom Landschaftsverband Rheinland, (LVR), der sein Museum nach einem umfangreichen Umbau passend zum Jubiläum wieder eröffnete. Zum Umbau, der in zwei Phasen erfolgt, zählt u.a. der Einbau eines zentralen Aufzugs, der direkt bis zur Dachterrasse im vierten Stock führt. Desweiteren wurde, das Foyer sowie dass Unter- und Erdgeschoss umgestaltet. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich nach Angaben des LVR auf rund 7,5 Millionen Euro. Der zweite Bauabschnitt ist mit einem Kostenvolumen von rund 6,7 Millionen Euro veranschlagt.

Neandertaler wird  neu präsentiert

Im Zentrum des Umbaus steht die Neupräsentation des weltberühmten Neandertalers im Foyer des Museums. 1856 von Steinbrucharbeitern im Neandertal gefunden, haben diese 45 000 Jahre alten Knochen eines Mannes aus der Alt-Steinzeit bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Die französische Künstlerin Elisabeth Daynès hat in ihrem Atelier in Paris eine neue lebensechte Nachbildung des Neandertalers angefertigt. Die Rekonstruktion basiert auf den originalen Knochen des Neandertalers und neuesten Forschungsergebnissen und zeigt sogar die Beeinträchtigung seines linken Armes, den er aufgrund einer Verletzung nicht mehr voll nutzen konnte.

Inklusion als Initialzündung

Initialzündung für die Umbaumaßnahmen des Museums war die Inklusion. Alle Menschen, ob mit oder ohne Einschränkungen können nun das Museum besuchen und so an Kultur teilhaben, sagte die scheidende Museumsdirektorin Gabriele Uelsberg. (Mit Thorsten Valk) steht bereits der Nachfolger fest). Die inklusiven Maßnahmen wurden, wie es seitens des Museums heißt, eng mit Bonner Verbänden und Vereinen, die sich für Inklusion einsetzen, abgestimmt. Dazu zählen: die Behindertengemeinschaft Bonn, der Blinden- und Sehbehindertenverein Bonn/Rhein Sieg, der Verein der Schwerhörigen und Ertaubten Bonn und Rhein-Sieg-Kreis, Brücke-Krücke, Abenteuer lernen und die Lebenshilfe Bonn.

Sichere Wegeführung für Sehbehinderte

Als neues Element in der Dauerausstellung wurden zum Beispiel „Inklusive Panels“ entwickelt. Diese Stationen entlang des Leitsystems beschäftigen sich mit zentralen Objekten und sprechen dabei mehrere Sinne an. Das Leitsystem, das bereits im Außenbereich beginnt, ermöglicht eine sichere Wegeführung für blinde und sehbehinderte Menschen zu funktionalen Räumen wie Kasse und Toiletten, aber auch zu den wichtigsten Ausstellungsstücken. Geplant ist eine Erweiterung des taktilen Leitsystems durch das gesamte Museum. Die Kasse wurde ebenfalls an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst. Sie ist nun stärker beleuchtet und ist einfacher zu finden. Zudem sind mehrere Bereiche abgesenkt und unterfahrbar, um sie für Rollstuhlfahrende zugänglich zu machen. Halter für Blindenstöcke erleichtern das Bezahlen, ohne dass der Stock runterfallen kann. Im Bereich des ehemaligen Shops wurde zudem eine weitere rollstuhlgerechte Toilette eingebaut. Dort befinden sich auch neue Schließfächer, die mit Brailleschrift beschriftet sind.

„Ein Museum für alle“

Das Museum soll aber nicht nur für Menschen mit Behinderung betretbar sein, sie sollen auch die Inhalte des Museums erfassen und genießen können. Das Konzept wurde in einem partizipativen Austausch im Dialog mit dem Publikum erarbeitet, um tatsächlich ein „Museum für alle“ zu realisieren. Außerdem werden die drei wichtigsten Fragen zu den Objekten in Einfacher Sprache beantwortet. Die Dauerausstellung setzt das Denken und Handeln der Menschen im Laufe von 400.000 Jahren Menschheitsgeschichte im Rheinland in Bezug zu komplexen Fragen der Gegenwart. Dabei rücken Themen wie Umweltzerstörung, soziale Ungleichheit, Klimawandel oder Nahrungsmittelsicherheit in den Fokus –und stellen eine Verbindung zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen her. Im Rundgang im Foyer wird, beginnend mit der großen zehn Meter langen Wandgrafik zum Klima der letzten 3,5 Million Jahre, beispielhaft der Blick in die Gegenwart geöffnet. Peter Köster

Rekonstruierte Knochen und Schädel im Foyer des Museum © Peter Köster