Der „Bonner Walk of Modern Art“ wächst weiter. Nach Markus Lüpertz, Tony Cragg, Bernar Venet, Stephan Balkenhol und Erwin Wurm, bereichert nun Jaume Plensa mit seiner Skulptur „Laurelle“ die Bundesstadt. Über 400 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten in Bad Godesberg in Anwesenheit des renommierten spanischen Künstlers die Enthüllung seiner Plastik.
„Gusseiserne Lady“
Nach endlosen Diskussionen über das Für und Wider „Laurelle“ hat die „gusseiserne Lady“ nun endlich ihren Platz gefunden, nämlich den vom Künstler favorisierten Standort, den Bahnhofsvorplatz in Bad Godesberg. „Kunst im öffentlichen Raum bedeutet Auseinandersetzung und Diskussion und wir sind uns im Klaren darüber, dass die öffentliche Inszenierung von Kunst mit derart hochkarätigen Künstlern nicht ohne Reibungsverlust ablaufen kann. Gerade diese Art der Auseinandersetzung ist eine wünschenswerte Konsequenz, die das Projekt mit sich bringt. Denn Kunst verliert nie ihren Anspruch, aufregend zu sein“, fasste Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung für Kunst und Kultur, die Austösse, die insbesondere von Kunstprojekten im öffentlichen Raum ausgehen, zusammen. Und er fügte hinzu: „Kunst im öffentlichen Raum ist keine Stadtverschönerung, sondern ein Statement auf die Frage, wie wir mit diesem Raum umgehen und in welcher Stadt wir leben wollen. Eine solche Diskussion wünschen wir uns, denn sie bringt die Gesellschaft voran.“)
Einladung auf einen Dialog
Anfang 2022 folgte der international renommierte, spanische Künstler der Einladung der Stiftung für Kunst und Kultur und begab sich in Bonn auf die Suche nach einem Standort für die Aufstellung einer Skulptur. Von der Geschichte Bad Godesbergs inspiriert, fiel seine Wahl schließlich auf den RiaMaternus-Platz, den Bahnhofsvorplatz Bad Godesbergs. Dort entstanden ist eine sieben Meter hohe, weibliche Figur aus Gusseisen, die unmittelbar aus dem Boden zu wachsen scheint. Ihre Augen verschließt „Laurelle“ hierbei nicht vor Ihrer Umgebung, sondern lädt durch eine übernatürlich scheinende Ruhe vielmehr alle Reisenden und Bewohnerinnen und Bewohner auf einen Dialog ein.
Sonderedition in Bronze
Für die Freunde des „Kunstprojekts Bonn“ der Stiftung für Kunst und Kultur, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, hat Jaume Plensa ebenso wie für die Mitglieder der Stiftung für Kunst und Kultur, eine Sonderedition in Bronze zu „Laurelle“ entworfen. Die Umsetzung des „Kunstprojektes Bonn“ auf dem Weg zu einem urbanen Museum, ist laut Stiftung ein besonderes Zeichen für Privatengagement und versteht sich als Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Stadt mit der Absicht, der Auseinandersetzung um die Rolle Bonns als Kulturstadt innovative Impulse hinzuzufügen.
Individuelle Setzung
Kunst im öffentlichen Raum ist unmittelbar, herausfordernd, streitbar. Mitten in den gesellschaftlichen Raum stellt der Künstler seine Behauptung, für alle sichtbar. Eine individuelle Setzung, die, wie jede öffentliche Behauptungautomatisch Zustimmung und Ablehnung provoziert. Die Betrachtenden können sich dieser Kunst nicht entziehen. Und unabhängig davon, wie Einzelne zu ihr stehen, sie werden sich eine Meinung bilden. Vielleicht auch darüber, ob es der neuen „Bewohnerin Laurelle“ gelingt, zu einer echten Godesbergerin zu werden. Dafür hat sie nun mindestens zehn Jahre Zeit, denn solange läuft der Pachtvertrag.
Peter Köster