Kunstfond-Stipendiat Benjamin Houlihan im Kunstmuseum Bonn

Künstler und Kunstfond-Stipendiat Benjamin Houlihan neben seinem geschliffenen Flügel. Foto: Peter Köster

Der Flügel inmitten des Raumes weist einige Merkwürdigkeiten auf. Er wirkt fast zerbrechlich und es gibt auch keine Tastatur. Ebenso fragil wirkt ein an der Wand befestigter Schrank. Auch bei den weiteren Gegenständen, die sich mit ihm Raum befinden wie ein Stuhl, Hängeschrank, Hocker, schaut es ähnlich aus. Die Gebrauchsgüter sind Skulpturen, die Benjamin Houlihan, Künstler und Kunstfond-Stipendiat bis zum 8. Januar im Kunstmuseum Bonn im Rahmen der Ausstellung „Ausgezeichnet“ zeigt.

Prozess des „Abschleifens“

Die Arbeiten von Benjamin Houlihan sind Teil seiner Werkgruppe „The Woods have Names“ (Die Wälder haben Namen), die der Künstler bereits 2010 entwickelt hat. Für seine „Abschleifungen“ bearbeitet Houlihan alltägliche Möbelstücke wie einen Stuhl, einen Schrank oder auch einen ganzen Konzertflügel so lange in aufwändigster Handarbeit durch Hobeln, Sägen, Fräsen, Schmirgeln, bis sie zu hauchfeinen, fast linearen Gebilden geworden sind. Ein solcher Prozess kann sich über einen längeren Zeitpunkt hinziehen, wie Benjamin Houlihan am Beispiel seines Flügels verdeutlicht. „Daran habe ich mit zwei Assistenten fast drei Monate gearbeitet“. Nach diesem Prozess des „Abschleifens“ haben die Arbeiten jegliche Funktionalität verloren. „Was wir sehen sind keine Gegenstände mehr, sondern berührend verletzliche Ding-Wesen, deren prekäre Existenzform stets schon ihre mögliche Auflösung und ihr endgültiges Verschwinden mit beinhaltet. So werden sie gewissermaßen auch zu Zeugen der grundsätzlichen Fragilität unserer Welt“, so Stephan Berg, Intendant und Kurator der Ausstellung. „Die Objekte werden menschlich“.

Medium Skulptur

So unterschiedlich Benjamin Houlihans Arbeiten auf den ersten Blick auch wirken, so sehr verbindet sie andererseits das gemeinsame Erkenntnisinteresse nach den Möglichkeiten und Grenzen des Mediums der Skulptur. Bereits 2006 verwandelt er in seinen aus Polyester und Glasfaser bestehenden „Lichtfallen“ körperlose Lichtstrahlen zu kompakten, abstrakt erscheinenden „skulpturalen Manifestationen des Immateriellen.“ Seit 2010, damals war der Künstler Teilnehmer der im Kunstmuseum gezeigten großen Ausstellung „Der Westen leuchtet“, „werden unscheinbare Alltagsgegenstände durch Material- und Größenverschiebung zu überlebensgroßen Figuren mit einer suggestiven Aura zwischen physischer Präsenz und verstörend fremder Autonomie“, sagt Stephan Berg.
Benjamin Houlihan wurde 1975 in Olpe geboren und studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Georg Herold. 2015 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Nordhorn, 2018 das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds und 2019 den Lothar-Fischer-Preis in Neumarkt. Seine Arbeiten wurden unter anderem in der Kunsthalle Nürnberg, der Städtischen Galerie Nordhorn und im Kunstmuseum Wolfsburg gezeigt. Benjamin Houlihan lebt und arbeitet in Düsseldorf. Peter Köster