Kunibert Söntgerath – 85 Jahre und immer noch aktiv

v.l. Klaus Ridder mit dem Künstler Kunibert Söntgerath © Geschi Ridder

Ein Besuch von Klaus Ridder bei dem Motorsportfotograf und Künstler

Man kennt sich von den Rennstrecken und weiß oft nicht, was hinter den Kollegen steckt. Kunibert Söntgerath wurde 1935 in Bonn geboren und erlebte dort auch die Weltkriegsjahre. Danach Lehre als Anstreicher und Maler. Erste Kontakte mit dem Motorsport 1949 am Nürburgring. Übrigens ging’s mit dem Fahrrad in die gebirgige Eifel, das waren immerhin über 50 km. Der Funke ‚Motorsport‘ wurde gezündet.

Beruflich fand Kunibert Söntgerath seine Aufgabe als ‚Mann für alles‘ im Schloss Birlinghoven in Sank Augustin, dort wo das Rechenzentrum des Frauenhofer Instituts untergebracht ist. Er reparierte und restaurierte mit seinem Sachverstand die Schlossgemäuer und fotografierte die Gemälde im Schloss sowie andere Begebenheiten. Eine Broschüre über alle Gemälde im Schloss trägt die ‚Handschrift‘ von Kunibert Söntgerath. Sein Chef förderte die handwerklichen und fotografischen Talente, so war es kein Problem, frei zu bekommen für den Besuch von Motorsportveranstaltungen. Natürlich musste die Auszeit nachgeholt werden, aber das war auch unproblematisch, weil während der normalen Dienstzeit immer wieder Überstunden anfielen.

© Kunibert Söntgerath

1000km-Rennen 1959 – ein Schlüsselerlebnis

Das 1000km-Rennen 1959 auf dem Nürburgring war praktisch der Einstieg in die professionelle Motorsportfotografie. Er stand am richtigen Ort zur richtigen Zeit, um die entscheidende Rennszene zu fotografieren.

Der Rennverlauf war zunächst langweilig. Der damalige Superstar Stirling Moss führte souverän mit seinem Aston Martin DB 1/300.Fahrerwechsel und Jack Fairman übernahm den in Führung liegenden Rennsportwagen , der Abstand zu den Ferraris wurde geringer und dann ein großes ‚Missgeschick‘, Jack Fairman raste im Streckenabschnitt Brünnchen in den Graben, genau dort wo Kunibert Söntgerath stand. Es gelang Jack Fairman noch mit übermenschlicher Kraft ohne fremde Hilfe (die hätte ja zur Disqualifikation geführt) den Rennwagen aus dem Graben zu hieven. Fairman brachte den Rennwagen noch an die Boxen, doch der Vorsprung war dahin und die Ferraris führten. Stirling Moss riss seinen Co-Piloten förmlich aus dem Cockpit, fuhr eine Rekordrunde nach der anderen und gewann dann doch noch das spannende Rennen .

Die Szene am Brünnchen wurde von Kunibert Söntgerath mit der Kamera festgehalten, die Bilder gingen um die Welt und erschienen sogar im bekannten Auto-Jahr in der Ausgabe 1959/60. Für den Mann aus dem Bergischen Land war das der Einstieg in die professionelle Motorsportfotografie und Kunibert Söntgerath besuchte fortan Rennsportveranstaltungen in ganz Europa, oft begleitet von seiner Frau Margret. Am liebsten fotografierte er Rallyes. Sein Markenzeichen waren ein Rucksack und ein kunstvoll gestalteter Bart. Er gehörte zu den großen Fotografen der Motorsportszene wie Julius Weitmann, Ferdi Kräling, Rainer W. Schlegelmilch, H.P.Seufert und Werner Eisele.

Schnell entdeckte der gelernte Maler und Anstreicher sein Talent zur künstlerischen Malerei. Zunächst waren es technische Illustrationen für Journale und Bücher, danach folgten Malereien mit Acryl auf Leinwand und Holz – meistens Szenen, die Kunibert Söntgerath vorher fotografiert hatte. Es sind mittlerweile 600 (!) gemalte Bilder geworden, davon 122 großflächige Kunstwerke auf Leinwand und Holzplatten.

Vom Künstler selbst gemalte Bilder mit Motorsportszenen © Klaus Ridder

Die Bilder werden in der Regel nicht verkauft sondern eher mal verschenkt. So bin ich anlässlich meiner Motorsportausstellungen 3 x in den Genuss ‚echter Söntgerath’s‘ gekommen. Auch Nürburgring

sführer Mirco Markfort bekam anlässlich der Eröffnung der Trips Ausstellung ein Bild mit Wolfgang Graf Berghe von Trips im Ferrari geschenkt; es hängt in seinem Büro.

Der Künstler mit Mirk Marfort, Geschäfstführer am Nürburgring © Archiv Klaus Ridder

Kunibert Söntgerath hat auch seine ‚Eigenarten‘. Bei den Fotos legt er hohen Wert auf Qualität, so fotografiert er heute im digitalen Zeitalter immer noch analog, teilweise sogar im Format 6×6 Das Produkt sind Dias. Verwaltet wird sein umfangreiches Archiv vom VdM-Kollegen Michael Behrndt, bekannter Buchautor in der Szene.

Es hat mir Spaß gemacht, die Besonderheiten eines großen Fotografen der Motorsportszene kennengelernt zu haben.

Klaus Ridder

Söntgerath ist dafür bekannt, hochwertige Aufnahmen zu liefern, manchmal als DIA im Format 6×6. Hier der Schweizer Jo Siffert. © Klaus Ridder
Eine wunderschöne Aufnahme von Wolfgang Graf Berghe v.Trips beim GP von Deutschland 1961 auf dem Nürburgring. © Klaus Ridder