„Kaleidoskop Ausstellungen“ im Beethovenjahr 2020

Vertreterinnen- und Vertreter der beteiligten Ausstellungshäuser mit dem Beethoven-Roll Up. © Peter Köster

Bonn. „Kaleidoskop Ausstellungen ziehen sich durch das Beethovenjahr 2020 und liefern einen wesentlichen Baustein für das Jubiläumsprogramm.“ Dies betonte anlässlich des dritten Pressetalks Beethoven im Landesmuseum Bonn der kaufmännische Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums Gesellschaft, Ralf Birkner. BTHVN zähle alleine 50 „Fördernehmer“, die Vielfalt der Anbieter garantiere ein „buntes Programm“, so Birkner. Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR Landesmuseums, wies daraufhin, dass das LVR Landesmuseum die Mutter aller Bonner Museen sei. Es sei noch zu Beethovens Lebzeiten gegründet worden.

LVR Landesmuseum: Was bescheren die einzelnen Institutionen?
Hier der Überblick: Das Landesmuseum plant eine Mitmachausstellung „Music! Hören, Machen, Fühlen“, die in fünf Themenpavillons stattfindet. Kurator Lothar Altringer: „Sie wird in engem Miteinander unter anderem mit dem Beethoven-Orchester Bonn umgesetzt.“ Im Zentrum der Ausstellung steht das gemeinsame Erleben von Musik: von Beethoven bis Beyoncé und von Europa einmal rund um die Welt. 30 interaktive Stationen laden ein, Musik zu hören, zu machen und zu fühlen. Dazu muss man kein Instrument spielen oder Noten lesen können – Neugierde auf neue Klänge und Erlebnisse genügt.

Bundeskunsthalle
Beethovens Leben, Werk und Wirkung einem breiten Publikum nahe bringen, das hat sich die Bundeskunsthalle auf die Fahnen geschrieben. Gleichzeitig sollen die seit 200 Jahren kultivierten Mythen und Klischees, die sich um seine Person ranken, hinterfragt werden. Die Schau trägt den Titel: „Beethoven – Welt. Bürger.Musik“. Rund 250 Exponate werden in der von Agnieszka Lulinska (Bundeskunsthalle) und Julia Ronge (Beethoven-Haus) kuratierten Schau ein Panorama von Beethovens Zeit zeichnen. „Welt“ zielt auf die globale Bedeutung Beethovens bis in die heutige Zeit. „Bürger“ bezieht sich auf die Positionierung Beethovens im ideengeschichtlichen und kulturhistorischen Kontext der sich grundlegend verändernden, zunehmend von bürgerlichen Werten geprägten Gesellschaft. „Musik“ schließlich bezieht sich auf Beethovens musikalisches Œuvre, dargestellt anhand ausgewählter Schlüsselwerke wie der Symphonie Nr. 3. „Eroica“, der Klaviersonate op. 106 oder der „Missa Solemnis“. Gezeigt werden Originaldokumente von ersten Skizzen und Originalpartitur, über begleitende Korrespondenz und diverse Abschriften bis hin zu den Druckplatten und der fertigen Erstausgabe.

Beethovenhaus
Fünf Themen und eine neue Dauerausstellung Beethovens Geburtshaus, das international zu den bestbesuchten Musikermuseen zählt, lädt im Jahr 2020 Kulturreisende aus aller Welt ein, Beethoven am Originalschauplatz zeitgemäß zu erleben. Zum 250. Geburtstag des Komponisten präsentiert die weltweit vernetzte Kultureinrichtung ab dem 17. Dezember 2019 eine neue Dauerausstellung sowie ein außergewöhnliches ganzjähriges Jubiläumsprogramm. In den eigenen Räumen sind fünf Themenausstellungen für 2020 geplant, u.a. „Joseph Stielers Beethoven-Porträt und seine Geschichte“, „Bernsteins Beethoven“ und „Zeitgenosse Beethoven“.
Mit einer rund 3,5 Millionen Euro teuren räumlichen Erweiterung und Neugestaltung des Museums im original erhaltenen Geburtshaus will man Leben und Werk des Komponisten ab Ende 2019 erlebnisorientiert vermitteln.

Kunstmuseum Bonn
Kunstmuseum Bonn: „Sound and Silence. Der Klang der Stille in der Kunst der Gegenwart“. Diese Ausstellung, die von Volker Adolphs und Stephan Berg kuratiert wird, beschäftigt sich mit der Sicht- und Hörbarmachung von Stille und Schweigen innerhalb der Kunst der Gegenwart. „Dabei berücksichtigt sie in besonderer Weise die paradox dialektische Dimension der Sphäre des Schweigens und der Stille, die selbst immer nur in Relation zur Sphäre des Klangs fassbar wird“, so Adolphs.

Haus der Geschichte
Die Ausstellung „Hits & Hymnen“ des Hauses der Geschichte nimmt von Juni 2020 bis Januar 2021 Bezug zu Bonns berühmtem Sohn, der in seinem Werk Ideen der Französischen Revolution verarbeitete. Darüber hinaus beschäftigt sie sich in zeitgeschichtlicher Perspektive mit dem „politischen“ Medium Musik: Ob Protest gegen das „Establishment“ in den 1960er Jahren oder Widerspruch gegen die Verleihung des Echo-Preises 2018 − Musik und Politik stehen in Deutschland häufig in Wechselwirkung zueinander. Da Nationalhymnen und Militärmusik gleichfalls wichtige Bestandteile staatlicher Repräsentation und Symbolik sind, blickt die Schau auch auf die junge Bundesrepublik und die DDR und die Historie beider Staatshymnen. Ein „Soundtrack der Zeitgeschichte“ in der Ausstellung widmet sich ikonischen Musikstücken, die Geschichte geschrieben haben, darunter Nicoles „Ein bisschen Frieden“ und Nenas „99 Luftballons“, verkündete Thorsten Smidt, Ausstellungsleiter im Haus der Geschichte.

Bonner Kunstverein
Der Bonner Kunstverein zeigt laut Kurator Volker Zander „Jeremy Deller“. Diese Ausstellung mit dem englischen Künstler, der 2004 und 2013 den renommierten Turner-Preis bekam und der sein Land auf der Kunstbiennale in Venedig vertrat, wird gegenwärtig vorbereitet. Dabei steht ein Kurzfilm im Mittelpunkt, den Deller mit dem Beethoven Orchester und über 100 Teilnehmern, darunter rund 50 Kinder zwischen sechs und elf Jahren, dreht.

Frauenmuseum Bonn
Mit der Ausstellung „Beethoven und die Frauen – seine Kolleginnen“ beteiligt sich das Frauenmuseum Bonn von Februar bis November 2020 im Jubiläumsjahr. Es handelt sich um ein Szenarium aus Geschichte, aktueller Kunst, Musik und Videoprojektionen. Dabei sollen Beethovens musikalischen Freundinnen und Förderinnen in Bonn wie in Wien lebendig werden. Das Haus verspricht ein faszinierendes Gesamtszenarium auf allen Etagen des Museums zu gestalten. Filme, Installationen, Skulpturen und Werke von Komponistinnen beziehen sich auf Beethoven, seine Zeit, seine Ideenwelt und was darüber hinaus auf unsere Gegenwart und Zukunft verweist. Ein Symposium soll das Thema von 2001 aufgreifen: der weibliche und männliche Beethoven. Ein Zweites soll sich mit Synästhetik und interdisziplinärer Kunst befassen. Das Museum plant Aufführungen der Komponistinnen Francesca Caccini, Barbara Strozzi, Fanny Hensel, Johanna Kinkel und anderen. Curt Delander wird die Bonner Wohnsituation von Beethoven nachinszenieren, zudem soll ein Film von Georg Divossen auf den Spuren des Komponisten wandeln.

Museum August Macke Haus
Museum August Macke Haus: „Orpheus – Traum und Mythos in der modernen Kunst“. Orpheus, mythischer Sänger und Dichter, der vom Ursprung der Dinge kündete und Menschen, Tiere, selbst Bäume und Felsen in verzücktem Lauschen um sich scharte, steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Genauer: ein Korblehnstuhl im Macke Haus, dessen gestickter Bezug Orpheus unter den Tieren zeigt. Die Darstellung wurde um 1912/1913 von August Macke entworfen und von seiner Schwiegermutter sowie deren Mutter gestickt. Mackes Tendenz zur Abstraktion, seine Verbundenheit mit dem französischen, sehr farbigen Orphismus spiegele sich darin ebenso wie die bevorzugte Thematik des Künstlers, den Menschen in einem harmonischen Einklang mit der Natur zu sehen.

Stadtmuseum Bonn
Stadtmuseum Bonn: „Bonns goldenes Zeitalter“ und „Astro Boy, Inspecteur Erinova, Comic Tom & Beethoven virus“, diese zwei Ausstellungen mit originellem Ansatz, verspricht Museumschefin Ingrid Bodsch. Es solle ein Beethovenbild vermittelt werden, das weit weg vom gängigen Bild sei. Das gelte sowohl für die Ausstellung über den historischen Beethoven, als auch für die Rezeption des Komponisten als neuer Held der Populärkultur in Comics und Mangas unserer Tage.

Beethoven-Orchester
Das Beethoven-Orchester Bonn startet einen Beethoven-Marathon. Mit dem Beethoven-Orchester Bonn erlebt man das Beethovenjahr als Sinfonie: in vier Sätzen, in vier Teilen, vier Anläufen. Der erste Satz als Setzung und Einordnung. Der zweite Satz, wie in Beethovens 9. Sinfonie, als Ausdruck von Radikalität und dem Schaffen von Neuem. Der dritte Satz als völkerverbindende Utopie. Und der vierte Satz als Zusammenfassung, Ausblick und „Rausschmeißer“. Eine horizontale Ordnung von dem, was die fünf Buchstaben von BTHVN2020 vertikal ergründen. Alle neun Sinfonien werden aus neuer Perspektive zu hören sein. Ein weiteres Highlight bilden die Beethoven-Lounges: musikalische Talkshows.

Theater Bonn
Die Opernsaison ist geprägt vom nahenden Beethoven Jubiläumsjahr 2020, das am 1. Januar 2020 mit einer prominenten Neuinszenierung des „Fidelio“ startet: Volker Lösch, der als Regisseur für seine partizipativen und hochpolitischen Inszenierungen deutschlandweit bekannt ist, wird gemeinsam mit Generalmusikdirektor Dirk Kaftan in der Geburtsstadt des Komponisten Beethovens einzige Oper auf die Bühne bringen. Auf diese Produktion folgt im Februar mit „Ein Brief“ eine Uraufführung von Manfred Trojahn, die zusammen mit Beethovens Oratorium „Christus am Ölberge“ von Reinhild Hoffmann szenisch realisiert wird.

Beethovenfest Bonn
Zum Jubiläumsjahr 2020 bietet das Beethovenfest Bonn unter der Intendanz von Nike Wagner neben seiner traditionellen Spielzeit im Herbst eine zweite, mit prominenten Orchestern besetzte Saison im Frühjahr an. Im März 2020 wird der griechisch-russische Ausnahmedirigent Teodor Currentzis einen Zyklus aller neun Symphonien Ludwig van Beethovens in Bonn präsentieren, zusammen mit dem Orchester musicAeterna der Oper Perm, die Currentzis seit 2011 leitet.
Die Symphonien Beethovens in den Klavierfassungen von Franz Liszt stellen einen besonderen Kontrapunkt zu dem Symphonienzyklus im März 2020 dar. Im September 2020 lädt das Beethovenfest Bonn zu einem Gipfeltreffen der Ausnahmepianisten: Boris Bloch, Konstantin Scherbakov, Hinrich Alpers und Cyprien Katsaris teilen die neun Symphonien unter sich auf. Peter Köster