Internationaler Demokratiepreis Bonn 2018

v.l. Dr. Ansgar Burghof - Direktor des Gustav-Stresemann-Instituts, Leymah Roberta Friedensnobelpreisträgerin für Demokratie, Frauen- und Menschenrechte Gbowee, Friedhelm Ost - Staatssekretär a.D. und Vorsitzender des Kuratoriums Internationaler Demokratiepreis Bonn e.V. © Barbara Frommann

Leymah Roberta Gbowee mit dem Internationalen Demokratiepreis Bonn 2018 ausgezeichnet.

Verein würdigte den Einsatz der Bürgerrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin für Demokratie, Frauen- und Menschenrechte.

Leymah Roberta Gbowee, liberianische Bürgerrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin, wurde am 16. November 2018 im Rahmen eines Festaktes im Alten Rathaus der Bundesstadt Bonn mit dem Internationalen Demokratiepreis Bonn ausgezeichnet. Der Verein würdigte damit den Einsatz der Bürgerrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin für Demokratie, Frauen- und Menschenrechte. Zuvor hatte sie sich in das Goldene Buch der Bundesstadt Bonn eingetragen.

In ihrer Laudatio auf die Preisträgerin würdigte Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik beim Auswärtigen Amt, insbesondere ihren Mut, den Gbowee als Kopf und Herz der afrikanischen Frauenfriedensbewegung bewiesen habe.

Leymah Roberta Gbowee blickte in ihrer Erwiderung auf den gewaltlosen Kampf der Frauen im Bürgerkrieg ihres Landes zurück und rief alle Frauen auf, ihre Erfahrungen und ihren Mut weiterzugeben: „Die Frauen in Liberia gingen voran, wohl wissend, dass ihre eigenen Rechte nicht vollständig berücksichtigt worden waren, aber dass es an der Zeit sei, ihre Geschichte von Gebrochenheit und Triumph zugleich mit anderen zu teilen und an die nächste Generation weiterzugeben, damit diese den gewaltfreien Kampf für eine Veränderung führen kann. Der nie verhallende Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit ist nicht nur ein Ruf der Frauen aus dem Kongo oder Liberia. Es ist ein globaler Ruf der Frauenbewegung, damit ihre Rolle in Friedensprozessen und ihr Streben nach Gerechtigkeit wahrgenommen, wertgeschätzt und anerkannt wird.“

Zuvor hatte Dr. Ansgar Burghof, Vorsitzender Internationaler Demokratiepreis Bonn e.V., die zahlreich erschienen Gäste im Gobelinsaal des Alten Rathauses begrüßt. Er

sagte, Leymah Roberta Gbowee habe sich während des 14-jährigen Bürgerkriegs in ihrem Heimatland große Verdienste um die Wiederherstellung von Frieden und Gerechtigkeit erworben: „Wir haben mit Leymah Roberta Gbowee eine Preisträgerin, die mit ihrem Wirken und ihrer Wirkung all das mit Leben ausfüllt, wofür wir uns als Internationaler Demokratiepreis Bonn einsetzen: den Frieden fördern, bestehende Feindbilder abbauen und gegenseitiges Vertrauen zwischen den Völkern aufbauen. Und das auf der Grundlage eines demokratischen Grundverständnisses. In unserer heutigen Zeit braucht es Menschen wie Leymah Roberta Gbowee mehr denn je.“ Reinhard Limbach, Bürgermeister der Bundesstadt Bonn, hob in seinem Grußwort die wichtige Rolle hervor, die Bonn im Demokratisierungsprozess der jungen Bundesrepublik nach dem 2. Weltkrieg gespielt habe: „Der Internationale Demokratiepreis Bonn würdigt Menschen, die weltweit für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte eintreten. Er gründet in der Erfolgsgeschichte der deutschen Nachkriegsdemokratie, die untrennbar mit dem Namen Bonn verbunden ist. Und er trägt der heutigen Rolle Bonns Rechnung, die als Bundesstadt und als deutsche Stadt der Vereinten Nationen einen Beitrag leisten möchte zur Forderung demokratischer Strukturen weltweit.“

In seinem Schlusswort verwies Friedhelm Ost, Staatssekretär a. D. und Vorsitzender des Kuratoriums Internationaler Demokratiepreis Bonn e.V., auf die Entstehungsgeschichte des Internationalen Demokratiepreises: „Unser Grundgesetz, das hier in Bonn erarbeitet wurde, ist das feste Fundament unserer Verfassung mit den Menschenrechten, mit der unantastbaren Würde eines jeden Menschen, mit den Freiheiten des Einzelnen. Es ist die beste Verfassung, die Deutschland jemals hatte – ‚made in Bonn‘. Deshalb wurde auch der Internationale Demokratiepreis in Bonn geschaffen. Wir wollen damit ein sichtbares Zeichen setzen und Persönlichkeiten ehren, die in ihren Ländern für die Demokratie gekämpft haben, um die Menschen von der Geißel der Diktatur zu befreien.“

Der Internationale Demokratiepreis Bonn hat zum Ziel, eine Brücke zwischen den Erfahrungen der Bundesrepublik Deutschland und internationalen Entwicklungen der Demokratisierung zu schlagen. Ausgezeichnet werden Personen oder Organisationen, die sich in herausragender Weise um die Demokratisierung und die

Wahrung der Menschenrechte verdient gemacht haben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Leymah Roberta Gbowee hat angekündigt, sie werde das Geld ihrer „Gbowee Peace Foundation Africa“ stiften, die sich für die Bildung von Mädchen und Frauen in Liberia einsetzt. Die Ziele der Stiftung werden folgendermaßen beschrieben „Die Beziehung zwischen Armut und schwelenden Konflikten besteht permanent. Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, müssen Bildungsaktivitäten, Gesundheitsvorsorge und Armutsverringerung einhergehen mit Friedensstiftung und dem Aufbau demokratischer Strukturen. Unser Ziel ist es, nachhaltigen Frieden nach Liberia zu bringen und in das Wissen, die Fähigkeiten und die Führungsqualitäten der nächsten Generationen von Frauen und Mädchen zu investieren.“

Leymah Roberta Gbowee ist seit 2009 die sechste Trägerin dieser Auszeichnung, die alle zwei Jahre verliehen wird. Bisherige Preisträger des Internationalen Demokratiepreises Bonn waren der frühere tschechische Staatspräsident Václav Havel (2009), die iranische Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi (2010), der Präsident der ersten verfassungsgebenden Kommission Tunesiens, Yadh Ben Achour (2012), die internationale Organisation „Reporter sans Frontières“ (2014) und Federica Mogherini, Hohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union und Vize-Präsidentin der EU (2016).