„Image. Max Ernst im Foto“ – Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl

Unbekannt, Max Ernst als Maler, 1909, Foto: Max Ernst Museum.

Brühl. „Image. Max Ernst im Foto“ so lautet der Titel der Ausstellung, die das Max Ernst Museum Brühl bis zum 23. April zeigt und die, das sei hier vorab erwähnt, das Prädikat sehenswert verdient.

150 ausgewählte Aufnahmen

Der international bekannte, in Brühl geborene Künstler Max Ernst (1891–1976) gehört neben Pablo Picasso und Andy Warhol zu den meist fotografierten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Private Schnappschüsse, klassische Porträtaufnahmen und inszenierte Arrangements mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern erzählen von seiner bewegten Biografie und seiner facettenreichen Persönlichkeit. Die rund 150 ausgewählten Aufnahmen eröffnen einen fotografischen Blick auf sein Leben und Werk, das durch die Erfahrung zweier Weltkriege und historischer Umbrüche, durch Ortswechsel und die Beteiligung in der Gruppe der Dadaistinnen und Dadaisten und Surrealistinnen und Surrealisten zunächst im Rheinland, dann in Paris, später im Exil in den USA sowie schließlich wieder in Europa gekennzeichnet ist.

Irwing Penn: Max Ernst und Dorothea, 1947, Foto: Max Ernst Museum © The Irving Penn Foundation

Künstlerische Schaffensprozesse

Die Ausstellung, mit der die neue Direktorin Madeleine Frey ihr Debüt feiert,  wird kuratiert von der Sammlungsleiterin Friederike Voßkamp. Die Fotoschau widmet sich der Frage nach dem Bild des Künstlers in seiner eigenen Darstellung, vor allem aber aus der Sicht anderer im direkten Blick durch das Kameraobjektiv. Die Aufnahmen führen seine künstlerischen Schaffensprozesse vor Augen, spiegeln seine Beziehungen zu Künstlerinnen wie Leonora Carrington und Dorothea Tanning und rücken die Person Max Ernst in den Vordergrund. Dabei vermitteln sie auch viel vom Charakter sowie dem Selbstdarstellungs- und Selbststilisierungswillen des Künstlers. Friederike Voßkamp erläutert dies beim Rundgang durch die Ausstellung: „Anhand der fotografischen Sammlung des Max Ernst Museums lässt sich das breite Spektrum der Sichtweisen auf Max Ernst im Medium der Fotografie nachvollziehen. Die Ausstellung gibt Einblicke in sein Leben und Schaffen, sein Auftreten in der Öffentlichkeit wie im Privaten und erlaubt es, dem Bild des Künstlers, seinem Image im eigentlichen und übertragenen Sinne nachzuspüren. Die Aufnahmen spiegeln nicht nur die individuelle Sicht der jeweiligen Fotografinnen und Fotografen auf Max Ernst, sondern vermitteln auch den eigenen Darstellungs- und Inszenierungswillen des Künstlers. Dieses Wechselspiel zwischen Selbstsicht und der Wahrnehmung durch andere lässt sich hier im Medium der Fotografie besonders eindrücklich erfahren.“

Unbekannt: Max Ernst mit Schaukelpferd, 1938, Foto: Max Ernst Museum

Schau steckt voller Entdeckungen

Dass ein Max Ernst durchaus das Talent zur Selbstdarstellung besaß, verdeutlicht eine Aufnahme aus dem Jahr 1909. Es zeigt den 18-jährigen im Brühler Schlosspark vor der Staffelei, wie er wie ein Dandy gekleidet, den Blick finster entschlossen auf den Fotografen richtet. Ein anderes Foto zeigt den Brühler Maler in einem thronartigen Sessel, umringt von Kunst. Wieder ein anderes Foto zeigt ihn in einer perfekten Inszenierung zusammen mit Dorothea Tanning seiner vierten Ehefrau. Festgehalten 1947 durch das Kameraauge von Irwing Penn. Die Brühler Schau steckt reichlich voller Entdeckungen. Sie zeigt den Patron des Hauses aus vielen Perspektiven als kommunikativen geselligen Typ mit Witz und Humor, als Grübler und kreativen Kopf, als Kunsthandwerker mit groben Händen und natürlich als Promi. Ein Popstar der Kunst, wie Picasso oder Warhol.

Max Ernst, 1959, Foto: Max Ernst Museum. © The J. Paul Getty Trust

Schenkungen und Erwerbungen

„Image. Max Ernst im Foto“ schöpft aus den Beständen der fotografischen Sammlung im Max Ernst Museum, darunter erstmals eine Schenkung der Künstlerin Dorothea Tanning. Das Konvolut ist mittlerweile auf mehr als 900 Fotografien angewachsen. Den Grundstock der Bestände aus Kunstfotografien im klassischen Sinne und Aufnahmen mit überwiegend dokumentarischem Charakter legte seit den 1980er Jahren die Sammlung der Stadt Brühl, die mittlerweile in den Besitz der Stiftung Max Ernst im Max Ernst Museum übergegangen ist. Weiterhin konnte die Sammlung kontinuierlich durch mehrere Erwerbungen und Schenkungen ergänzt und bereichert werden. Die Ausstellung zeigt Fotografien von u. a. Berenice Abbott, Henri Cartier-Bresson, Yousuf Karsh, Robert Lebeck, Lee Miller, Arnold Newman, Irving Penn, Edward Quinn und Man Ray.  Peter Köster