„Identität nicht nachgewiesen“

Identität nicht nachgewiesen. Foto: Peter Köster

Bundeskunsthalle präsentiert „Creme de la Crème“ der jungen Kunst

Die Bundeskunsthalle präsentiert die Crème de la Crème der jungen Kunst. „Identität nicht nachgewiesen“. Neuerwerbungen der Sammlung des Bundes“, lautet der Titel, dieser bis zum 3. Oktober gezeigten Ausstellung.

Die umfangreiche Schau präsentiert eine Auswahl von etwa 170 Arbeiten, die innerhalb der fünfjährigen Tätigkeit (2017–2021) von einer Fachkommission angekauft worden sind sowie Werke, die mit Mitteln von „Neustart Kultur“ (2020–2021) von einer erweiterten Kommission erworben wurden. Das kuratorische Konzept wurde mit einem Team aus Mitgliedern der Ankaufskommissionen entwickelt. Für die aktuelle Ausstellung zitiert Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle  einen Werktitel von Bussaraporn Thongchai. „Identität ist kein nachweisbarer Zustand. Identität ist ein diffiziles Konstrukt, das maßgeblich durch unsere Kultur gespeist wird.

Malte Zenses: „Du und ich sehr müde“#1. Foto: Peter Köster

Kunst und Kultur hat insbesondere in kritischen Zeiten, eine identitätsstiftende Kraft. Kunst ist ein öffentliches Gut, das es zu bewahren gilt.“  Susanne Kleine, Kuratorin der Ausstellung fügt hinzu: „Mit den erworbenen Ankäufen entsteht seit mittlerweile einem halben Jahrhundert ein wachsendes, höchst aufschlussreiches Archiv der aktuellen, in Deutschland entstehenden künstlerischen Produktion bildender Kunst, das immer auch Barometer, Resonanzraum und Reflexion für gesellschaftliche Fragen ist“. Gleichzeitig sei sie ein gutes Instrument, nicht nur die Künstlerinnen und Künstler in Deutschland zu fördern, sondern durch den Erwerb auch ein eigenes Konvolut für die Bundesinstitutionen und deren Öffentlichkeiten zu sichern. „Die Durchmischung der beiden Ankaufskonvolute verspricht eine größtmögliche Aktualität und einen repräsentativen Querschnitt der zeitgenössischen, mitunter auch sehr jungen Produktion.“

Anna Raczynska: „Future Primitive“, 2021. Foto: Peter Köster

Künstlerische Produktionen

Gegründet 1970, hat die Sammlung zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland das Ziel, ein Spiegel künstlerischer Produktionen in Deutschland zu sein. Finanziert und betreut wird sie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Letztere entscheidet über die Ankäufe aufgrund der Empfehlungen einer unabhängigen Kommission von Fachleuten. „Für Neuerwerbungen und notwendige Restaurierungen stehen aus dem Etat der Kulturstaatsministerin inzwischen jährlich 500 000 Euro zur Verfügung“, sagt die Bundeskunsthallen-Chefin Eva Kraus. 2020 rief  Staatsministerin Monika Grütters das Rettungspaket in Pandemiezeiten für den Kultur- und Medienbereich, „Neustart Kultur“, ins Leben – mit einem zusätzlichen Ankaufsetat für die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland von 2,5 Millionen Euro als direkte finanzielle Unterstützung für Künstlerinnen und Künstler und Galerien.

Henrike Naumann: „Treuhand Intern“ 2019. Foto: Peter Köster

Sammlung umfasst 2150 Werke

Die Sammlung umfasst heute – gut 50 Jahre nach ihrer Gründung – rund 2150 Werke aus allen Bereichen der zeitgenössischen Kunst. Sie bietet einen facettenreichen Überblick und repräsentiert die Fülle ästhetischer Positionen in Deutschland lebender Künstlerinnen und Künster. Es gibt keine festgeschriebenen Kriterien für die Ankäufe. „Die Auswahl der Kommission(en) obliegt der dem Werk innewohnenden Qualität und Relevanz, dem Gedanken der Vielstimmigkeit künstlerischer Praxis sowie einer möglichen gesellschaftlichen und kunsthistorischen Bedeutung. Diese Vorgehensweise unterstreicht den lebendigen, nicht chronologischen Charakter der Sammlung“, unterstreicht Susanne Kleine. „Neben der Datenbank im Internet gibt es keinen festen Ort, an dem die Sammlung präsentiert wird. Sie ist ein verborgener Schatz, der ab und an sichtbar wird.“ Die Werke werden an öffentliche Institutionen, Ministerien, Botschaften, das Bundeskanzleramt, aber auch an zahlreiche Museen ausgeliehen. Peter Köster

Jan Köchermann: „Großer Schnee“ (Halle, 1979) 2018. Foto: Peter Köster