Gehses „Weltenflimmern“ in der Galerie „Bassi“ in Remagen

Galeristin Rosemarie Bassi neben einem Werk aus dem Zyklus „Weltenflimmern“. Foto: Peter Köster

Remagen. „Albrecht Gehse – Weltenflimmern“ lautet der Titel der Ausstellung, die das Europäische Kulturzentrum Remagen (Galerie Rosemarie Bassi) bis zum 5. Juni zeigt.

Wiener Kunstakademie

Albrecht Gehse gehört in die 3-G-Reihe von Rosemarie Bassi. „3 G“ meint aber nicht das, womit man in den letzten zwei Jahren Pandemie täglich umzugehen hatte: geimpft, genesen oder getestet – nein, dieses „3 G“ steht für ein besonderes Künstlertrio, das die Galeristin Rosemarie Bassi in ihrer Remagener Kunsteinrichtung präsentiert. Bei diesen „3 Gs“ handelt es sich um die Künstler Giebe, Gille und Gehse, drei der bedeutendsten Maler Ostdeutschlands. Alle Drei stehen in der Tradition der gegenständlich-figürlichen Malerei. Zwei von ihnen, nämlich Sighard Gille und Albrecht Gehse, sind ehemalige Schüler des Jahrhundertmalers Bernhard Heisig (frühere DDR) der wiederum in seiner Bildsprache Bezüge zu Max Beckmann und Oskar Kokoschka aufweist. Kokoschka war im übrigen einer der Lehrer von Rosemarie Bassi, die, bevor sie Galeristin wurde, eine künstlerische Ausbildung an der Wiener Kunstakademie vollzog.

„Die Glut“ (Marlene Dietrich) 100 mal 130 cm. Foto: Peter Köster

Schlüsselwerk Kohl

Während Hubertus Giebe und Sighard Gille bereits ihre malerischen Visitenkarten in der Galerie abgegeben haben, stellt Albrecht Gehse aktuell in Remagen aus. Eines seiner Schlüsselwerke dürfte sicherlich das Porträt von Helmut Kohl sein, das 2002/2003 entstand. „Ein mutiges und beeindruckendes Bild, weil es in der Ausführung Partien zulässt, die die Anmutung des Spontanen besitzen, als sei das Bild von Kohl in der Geschichte noch nicht endgültig. So ist es ja auch gekommen“, schreibt der Buchautor Michael Hametner im Katalog für die Ausstellung. Und weiter: Albrecht Gehse ist noch in der letzten Phase der DDR zu einem Star am Himmel der ostdeutschen Malerei aufgestiegen, aber nicht zu einem von der Staatskunst ans Herz gedrückten.“

„Der Magier“ (Freddy Mercury). 160 mal 120 cm. Foto: Peter Köster

Ankauf Barberini

Albrecht Gehse, der erst jüngst mit einem Hauptwerk vom Museum Barberini in Postdam angekauft wurde, stammt aus einer reinen Künstlerfamilie, zu der der Großvater Ludwig G`schrey, ein namhafter Vertreter des Informel, der Onkel Paran G`schrey und der Urgroßvater Paul Haustein, ein bedeutender Kunsthandwerker aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, gehören. Albrecht Gehse, der u.a. Helmut Kohl malte, zeigt sich als Meister des Porträts. In Diesen spiegelt sich nicht nur die Ähnlichkeit des Porträtierten, in ihnen zeigt sich Gehses Interpretation der Vorbilder. Er schafft Mythen. Beispiel: Bildnis Romy Schneider „Nächtliche Stille“. Es zeigt die Filmschauspielerin auf einem Poster nächtens in einem Haltestellenhäuschen: Das Gemälde zeigt die Kühle der Nacht und die unendliche Verlorenheit in ihrem Gesicht. Die zweite anwesende Figur in der Tiefe der Straße verweist auf Alain Delon, ihrem Film- und zeitweisen Lebenspartner. Gehse malt in Romy Schneiders Gesicht die Schönheit, aber auch den Preis, den jede Berühmte, jede Berühmte zu zahlen hat. Ein weiterer Großer des Films, Charlie Chaplin, findet sich im Gemälde „Großes Kino“ (Titelbild des Katalogs) wieder.

„Unendliches Blau“ (John F. Kennedy). 120 mal 100 cm. Foto: Peter Köster

In Gehses Zyklus „Weltenflimmern“ versammelt der Künstler die Heroes des Lebens. Wie John F. Kennedy im Gemälde „Unendliches Blau“, wie Pablo Picasso in der Arbeit „Der Schirm“ oder Marlene Dietrich in dem Werk „Die Glut“. Zu nennen ferner Claudia Schiffer und Karl Lagerfeld im Gemälde „Am Fenster“ oder Louis Armstrong, den Albrecht Gehse in „Black World“ festgehalten hat. Direkt zum Start in die sehenswerte Ausstellung mit insgesamt 27 Werken, grüßt Freddy Mercury mit hochgehobenem Arm und Mikrophon in der Hand im Gemälde „Der Magier“. Peter Köster