Flößerei auf dem Rhein

Floß vor Ehrenbreitstein (Repro Ridder) Das Bild zeigt ein Holländerfloß vor der Kulisse von Ehrenbreitstein (Koblenz). Man be-achte die Hütten an Bord und die vielen Menschen am Ruder.

Ein Floß auf dem Rhein? Ja, das war mal wieder Realität. Die Fahrt von Steinhausen (Murr-Mündung) bis Leverkusen-Hitdorf wurde von tausenden Menschen beobachtet und auch die Medien berichteten über das Ereignis. Möglich gemacht hatten das starke Männer und eine Frau aus der Flößerstadt Schiltach im oberen Kinzigtal (Schwarzwald).

Mit der Floßfahrt sollte, so der Flößermeister Thomas Kipp, an eine alte Tradition erinnert werden.

Historie

Schiffe wurde Jahrtausende lang aus Holz gebaut und das überwiegend in den Seehäfen Rotterdam und Amsterdam. Das Holz dafür wuchs im Schwarzwald, im Spessart oder Frankenwald. Um das Holz zu transportieren, wurde im Verlaufe von 600 Jahren eine Technik entwickelt, die Holzstämme auf dem Wasser zu transportieren. Vor allem waren es der Rhein mit seinen Nebenflüssen Main und Kinzig.

Waren es anfangs der Reise  kleine Flüsse, auf denen nur einzelne Stämme schwammen, so wurden daraus immer größere Flösse, die bis zu 200 m Länge erreichten und wo bis zu 500 (!) Personen an Bord waren. Das waren, wie auf historischen Bildern zu sehen ist, gigantische Schwimmkörper aus Holz.

Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Flößerei zu Ende, die Eisenbahn übernahm die Transporte.

Floß mit Abfahrt (Ridder)
Das Floß der Schiltacher Flößer legt in Königswinter ab.

Technik gestern und heute

Für die  sog. ‚Holländerflöße‘ wurden in mehreren Lagen  Baumstämme zusammengebundenen. Es standen Hütten und zeltförmige Schlafunterkünfte für die Besatzungen auf den Baumstämmen , aber auch Ställe für das mitgeführte Vieh.

Täglich wurde einer oder auch mehrere Ochsen geschlachtet. Die Steuerleute dieser hochkomplexen Gefährte waren gefragte und gut bezahlte Experten. Und Projekte dieser Größenordnung waren nur mit viel Kapitaleinsatz von deutschen oder niederländischen Handelsgesellschaften zu realisieren. Doch neben den bekannteren Holländerflößen gab es auch kleine, die Städte und Sägewerke am Rhein ansteuerten.

Floßmeister Thomas Kripp und seine Mitstreiter vom Verein Schiltacher Flößer e.V. hatte die Idee, auch einmal einen der größeren Flüsse wie den Rhein mit einem Holzfloß zu befahren, um dabei auf die große wirtschaftliche Bedeutung der Holztransporte hinzuweisen. Aus Fichtenstämmen aus den Schiltacher Wäldern wurde ein Floß zusammengebunden, das mit einer kleinen Hütte mit Schlafplatz und Toilette ausgestattet wurde. Und mit zwei Hilfsmotoren, damit das Gefährt unterwegs die Häfen ansteuern und notfalls auch mal gegen die Strömung fahren kann. Sieben starke Männer und eine Frau gehörten zur Besatzung des Schiltacher Floßes.

Modell (Ridder)
Im Siebengebirgsmuseum in Königswinter ist ein Holländerfloß als Modell zu sehen. Auch hier bedienen viele Männer die Ruder. Zu sehen auch die vielen Anker, mit denen die riesigen Flöße gestoppt wurden. Die technischen Daten des Königswinterer Modells sind imponierend.

Die Stämme wurden in Schiltach vorbereitet und per Lkw zum Rhein gefahren. Dort wurde das 15 m lange Floß zusammengebaut und unter behördlicher Aufsicht einer Probefahrt unterzogen.Gestartet wurde die ‚neue Floßfahrt‘ in Steinmauern im Kreis Rastatt.

Übrigens, aus Sicherheitsgründen musste das „neue Floß“ mit einem Hilfsmotor ausgerüstet werden. Das war auch erforderlich, um das Floß in die Flusshäfen zu manövrieren.

Auch noch erwähnenswert, dass 3 der Besatzungsmitglieder im Besitz eines Rhein-Schiffer-Patents waren. Auch noch zu erwähnen, dass die „Rheinschifffahrts-Central-Commission“ 1878 noch eine schifffahrtspolizeiliche Floß-Ordnung für den Rhein in Kraft gesetzt hat (Preis 30 Pfennig).

Floß vor Ehrenbreitstein (Repro Ridder)
Das Bild zeigt ein Holländerfloß vor der Kulisse von Ehrenbreitstein (Koblenz). Man be-achte die Hütten an Bord und die vielen Menschen am Ruder.

Fahrt mit vielen Höhepunkten

Die Fahrt war genau geplant. Man war 7 Tage unterwegs. Geschlafen wurde an Land. Nur eine Person blieb zur Wache  an Bord. Überall herzliche Begrüßung. Flößermeister Thomas Kripp schrieb dazu, wie er am Ziel in Leverkusen-Hitdorf ankam: „Nach kurzer Fahrt kam schon die Hitdorfer Fähre und bei Rheinkilometer 707 erreichten wir den Hitdorfer Hafen. Der Empfang war überwältigend – ganz Hitdorf war auf den Beinen. Die Kirchenglocken läuteten und die Feuerwehr begrüßte uns mit einer Wasserfontäne. Nach sicherer Anlandung machten wir im ehemaligen Floßhafen fest. Wir waren  alle sehr beeindruckt. Als  Floßmeister dankte ich  den vielen Helfern, die uns diesen tollen Empfang bereitet haben.  Nach knapp 400 km Reise gingt unser Abenteuer zu Ende.“

Resümee

600 Jahre Floßschifffahrt, das Ende war Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch Erinnerungen an alte Zeiten sind wichtig und so gesehen hat uns die Floßfahrt der Schiltacher Flößer eine angenehme Erinnerung gebracht.

Klaus Ridder

Schiffe wurden früher aus Holz gebaut, das Holz kam u.a. aus dem Schwarzwald. Modell im Schifffahrtsmuseum Duisburg