Felixmüllers „Kind vor Hochofen“ ergänzt Sammlung des Landesmuseums

Conrad Felixmüller: „Kind vor Hochofen“, 1927, Öl auf Leinwand, 115 x 75 cm. Foto: © Landesmuseum Bonn, Jürgen Vogel

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Das Landesmuseum Bonn erwirbt bedeutendes Gemälde für seine Sammlung.  „Kind vor Hochofen“ von Conrad Felixmüller bereichert künftig die neue Dauerausstellung „Welt Im Wandel“. Ermöglicht wurde der Ankauf aus Mitteln des Landschaftsverbands Rheinland sowie aus Mitteln der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und der Freunde und Förderer des LVR-Landesmuseums Bonn Wilhelm-Dorow-Gesellschaft e. V.

Pressefoto Conrad Felixmueller Foto Lothar Kornblum Lvr Landesmuseum Bonn 4025
v.l.: Prof. Dr. Thorsten Valk, Direktor LVR LandesMuseum Bonn; Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Vizepräsidentin der Nordrhein-Westfalen-Stiftung; Dr. Norbert Kühn, Vorsitzender der Freunde und Förderer des LVR-LandesMuseums Wilhelm-Dorow-Gesellschaft e. V.; Guido Kohlenbach, Fachbereichsleiter im LVR-Kulturdezernat und Stellvertreter der Kulturdezernentin im LVR; Dr. Christoph Schmälzle, Wissenschaftlicher Referent für Kunstgeschichte, LVR-LandesMuseum Bonn | © LVR-LandesMuseum Bonn, Lothar Kornblum

Eine letzte Lücke im Sammlungsbereich geschlossen

„Mit Conrad Felixmüllers Gemälde „Kind vor Hochofen“ wird eine letzte Lücke im Sammlungsbereich Moderne geschlossen, betont Christoph Schmälzle, Wissenschaftlicher Referent für Kunstgeschichte, im Landesmuseum Bonn.

„Der Neuzugang Conrad Felixmüller führt vor Augen, wie sich die Industrielandschaft Nordrhein-Westfalens während der 1920er-Jahre tiefgreifend verändert hat“, sagt Direktor Thorsten Valk und ergänzt: „Zudem wirft es Fragen nach dem Verhältnis von Mensch, Landschaft und Industrie auf, die bis heute hochaktuell sind“. Neben Conrad Felixmüller sind es nicht zuletzt Künstler wie Leo Breuer und Barthel Gilles, die sich in ihren Werken intensiv mit Industrielandschaften auseinandersetzten, wie die Bonner Sammlung zeigt.

Werkgruppe mit drei Industriebildern

Das 1927 gemalte Bild „Kind vor Hochofen“ zählt zu einer Werkgruppe von insgesamt drei Industriebildern des Dresdner Malers Conrad Felixmüller,  die das heute verlorene Walz- und Hochofenwerk der Klöckner-Werke in Hagen-Haspe zum Thema haben. Dazu zählt das ebenfalls 1927 entstandene Werk „Klöckner-Werke bei Nacht“, das im Von der Heydt-Museum in Wuppertal aufbewahrt wird. Die imposante Industrieanlage der „Hasper Hütte“ war bis zu ihrer Schließung im Jahr 1982 eines der bedeutendsten Zentren der Stahlindustrie in der Region. Das dritte Bild, Porträt eines selbstbewussten „Hochofenarbeiters“, befindet sich im Besitz des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Ebenfalls datiert von 1927.

Neusachliches Kinderporträt

Das nun vom Landesmuseum erworbene Gemälde „Kind vor Hochofen“ – übrigens das erste Werk des Künstlers für das Bonner Haus – zeigt den Blick des damals sechsjährigen Ludwig Wulf aus dem Wohnzimmerfenster des elterlichen Hauses auf die monumentalen Klöckner-Werke in Haspe. Auf einzigartige Weise verbindet Felixmüller in dem Bild das neusachliche Kinderporträt mit einer expressionistischen Industriedarstellung. Auf engem Raum werden verschiedene Lebens- und Arbeitswelten sichtbar, die von der bürgerlichen Wohnung über die benachbarten Wohnhäuser und Gärten bis zur Kohlenbahn und den Hochöfen im Hintergrund reichen.

Korrespondenz zwischen Künstler und Gastfamilie

Der Dresdner Maler und Absolvent der dortigen Kunstakademie Conrad Felixmüller (1897-1977) kam kurz nach dem „Ruhrkampf“ 1920 in die Region. Als Träger des sächsischen Staatspreises hatte er sich entschieden, das zweijährige Stipendium nicht wie üblich für einen Aufenthalt in Rom einzusetzen, sondern ins Ruhrgebiet zu reisen, um das Leben der Arbeiterschaft in den Fabriken und Zechen zu studieren. Die zu dieser Zeit entstandenen sozialkritischen Bilder thematisieren die teils prekären Arbeits- und Lebensbedingungen der Industrie- und Minenarbeiter der Region. 1927 verbrachte Felixmüller drei Wochen in Hagen-Haspe als Gast der Familie von Eckart Wulf, dem Direktor der dortigen Oberrealschule. Felixmüller hat die Szene damals eingefangen. Das Bild „Kind vor Hochofen“ zeigt den sechsjährigen Ludwig Wulf am Fenster der Wohnung. In einer Korrespondenz zwischen dem Künstler und der Familie Wulf ist die Entstehung des Gemäldes festgehalten. Auch diese in einer Vitrine präsentierten fünf bedeutsamen Briefe wechselten mit dem Gemälde in den Besitz des Bonner Hauses.

Peter Köster