Der Amtsschimmel galoppiert wieder

Verleihung des Lachenden Amtsschimmel des Deutschen Beamtenbundes – Kreisverband -Bonn/Rhein-Sieg an Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, im Beisein seines Laudators Prof. Ulrich Kelber, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und für die Informationsfreiheit, durch Rainer Schwierczinski und Klaus Michel.

Landrat Schuster ist der 33. Träger des närrischen DBB-Ordens

Moderatorin Anja Pohl begrüßt das Bonner Prinzenpaar

„Endlisch jeht dat Spillsche widder loss“, jubelte die junge Dransdorferin, als sie die Kostümierten im Saal des Bonner Maritim erblickte. Da war am späten Nachmittag richtig Stimmung unter den Jecken des DBB-Bonn-Rhein-Sieg, der zur „33. Verleihung des Ordens Lachender Amtsschimmel“ geladen hatte. Schon vor Sitzungsbeginn wurde unter musikalischer Begleitung von Willi Bellinghausen kräftig gesungen und geschunkelt, „denn wenn dat Trömmelche jeht“ gibt es kein Halten! Und so musste Sitzungspräsident Rainer Schwierczinski seine ganze Stimmgewalt aufbieten, um sich für die Begrüßung Gehör zu verschaffen. Sein besonderer Dank galt den Sponsoren aus der Finanz-, Versicherungs- und Wohnungswirtschaft. Dann trabte der Amtsschimmel los unter der heiteren und routinierten Moderation von Anja Pohl und bot dabei nach zweijähriger Pause wieder ein kurzweiliges Programm.

Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises und Prof. Ulrich Kelber, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit mit den besonderen Gastgeschenken – ihren Konterfeis aus Marzipan

Prinzenpaar begeistert empfangen

Zum Auftakt begrüßten Prinz Christoph II. (Wagner) und Bonna Nadine I. (Klein) das Narrenvolk des öffentlichen Dienstes und wurden begeistert empfangen. Orden sammeln, ist für manche Karnevalisten eine besondere Leidenschaft und so wurden die Festkomitee-Orden auch beim „Amtsschimmel“ an die Protagonisten verliehen: an Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, an Ulrich Kelber, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und an Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender des DBB. Eine Art Vorspeise zum Hauptgang des Beamtenbund-Ordens. Dass das diesjährige Bonner Motto „Mit Pappnaas oder Höötche, mer sitze all in enem Böötche“ eine absolut zeitgemäße Wahl sei, darin waren sich Prinzenpaar und Ordensträger einig. Reden halten, um andere zu erheitern, gehört für den Behördenchef Ulrich Kelber nicht zur täglichen Praxis. Ist doch der Datenschutz eher ein Metier, bei dem juristisch präzise und sprachlich trocken formuliert wird.

Bonner Prinzenpaar Prinz Christoph II. (Wagner) und Bonna Nadine I. (Klein) mit Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes bei der Verleihung des Prinzenordens

Kelber, 2020 der 32. Amtsschimmel-Ordensträger, in Bonn aufgewachsen und Bröckemännche-Preisträger des Bonner Medienclubs, verstand es, mit rheinischer Lockerheit seinen Nachfolger Sebastian Schuster zu portraitieren. „Ob er den Amtsschimmel reiten kann, das bleibt dahingestellt, sportlich ist er allemal,“ betonte er in seiner Laudatio. Schließlich habe der aktive Tennisspieler und FC-Köln-Fan auch die richtige Körpergröße, um den herangaloppierenden Amtsschimmel als erster wahrzunehmen: „Er schaut ihm in die Augen und macht deutlich, wer hier das Sagen hat,“ meinte der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete. Soviel Lob machte Schuster argwöhnisch und bemerkte in seiner Antrittsrede als neuer Ordensnachwuchs: „Wenn ein Roter so viel Gutes über einen Schwarzen sagt, muss ich mich fragen, ob ich in der richtigen Partei bin.“ Nicht ungeschoren ließ Schuster seine Kreisverwaltung. Gefragt, wie viele Beamte dort arbeiten, meinte er unter verhaltenem Applaus: „Ungefähr die Hälfte.“ Auch die Autofahrer mit SU-Nummernschild nahm der „Landrat und Polizeichef von der Sonnenseite des Rheins“ aufs Korn, sie seien bekannt dafür, einen „höchst individuellen Fahrstil“ zu pflegen.

v.l. Die Organisatoren des 33. Lachenden Amtsschimmel Vorsitzender des dbb Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg Rainer Schwierczinski und Klaus Michel, Ehrenvorsitzender des dbb Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg

Bühne frei für pointierte Büttenreden

Nach seinem Ausflug in die Karnevalsrhetorik überreichten der Vorsitzende Rainer Schwierczinski und der Ehrenvorsitzende Klaus Michel den begehrten Orden an Schuster und gaben die Bühne frei für pointierte Büttenreden von Guido Ganz, Martin Schopps oder für fetzige Melodien von den Räubern und Klüngelköpp. Vortrag, Inhalt und Witzdichte ließen den Amtsschimmel laut wiehern, wenn Schopps, hauptberuflich Deutschlehrer, davon erzählt, er kenne Schüler, die behaupten, eine „Amazone sei ein weiblicher DHL-Bote.“ Während nach der Corona-Pause plötzlich bezweifelt wird, ob der Sitzungskarneval noch den heutigen Unterhaltungsformen entspricht, sind die Amtsschimmel-Ausrichter gut beraten, ihr erprobtes Format als „Kostümsitzung-Plus“ fortzusetzen. Die närrische Mischung aus Prinzenpaar-Auftritt, Ordensverleihung und dichtem Karnevalsprogramm trifft ganz offensichtlich die Seele des Publikums.

Tolle Stimmung durch die bekannte Kölner Tanzgruppe De Höppemötzjer e.V.

(Rotger Kindermann)

Alle Fotos © KABINETT