Comedy in der Bundeskunsthalle – „ERNSTHAFT“ – Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst

Blick in Teil der Ausstellung „Ernsthaft“. Foto: Peter Köster

„Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“ sind Thema der Ausstellung „Ernsthaft?“, die bis zum l0. April 2023 in der Bundeskunsthalle gezeigt wird.

Dada und Dummheit als Mittel der Kritik

„Eine leichte humoristische Verstörung kann in verstörenden Zeiten durchaus ein gutes Gegengift sein“, sagt Jörg Heisler, Kurator der Ausstellung. So sei zum Beispiel der Dadaismus als Reaktion auf die Schrecken des Ersten Weltkriegs entstanden. Dada sei die klassische Periode des Humors in der Kunst. „Melde gehorsamst, dass ich blöd bin“, untertitelte George Grosz, der große Maler und Karikaturist der Weimarer Republik, seine Karikatur eines Soldaten, in der er mit beißendem Humor den Uniformdünkel seiner Zeit kritisierte. „Der humorvolle Umgang mit der Dummheit“, so der Kurator weiter, „ist eigentlich in die Moderne mit hingeschrieben. Die Künstlerinnen und Künstler sind dabei immer bewusst vorgegangen und haben Lacher provozieren wollen. Jörg Heisler nennt den zentraler Gedanken der Ausstellung, den der „enthusiastischen Peinlichkeit.“

Große Schautafel nimmt Bezug auf den Brexit. Foto: Peter Köster

Provokante Dada-Arbeiten

„Die Ausstellung bietet einen alternativen Blick auf die Kunstgeschichte, eine alternative Lesart der Kunstgeschichte“, betont Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle. Von der Ausstellung gehe ein besonderer Spirit aus. „Ernsthaft? kokettiert mit dem Humor der Katastrophe, dem schlechten Geschmack, dem Camp-Ansatz, der B-Movie-Kultur, Science-Fiction und Horror, aber auch mit der Unreife, der Idiotie, der Intuition und natürlich der Leidenschaft – und nicht zu vergessen mit dem Enthusiasmus. Ein inspirierender Vergnügungspark der Albernheit und enthusiastischen Peinlichkeit zahlreicher bedeutender Künstlerinnen und Künstler.“ Vom Jahrmarkts-Spiegelkabinett gleich zu Beginn der Ausstellung, bishin zur Parodie und Dada wird das Thema „Ernsthaft“ mit viel Hintergrund angegangen. Gezeigt werden ehrwürdig-komische Porträts von Menschen mit Silberblick, Stillleben mit Wurstscheiben und provokante Dada-Arbeiten, dargestellt in einem Kuriositätenkabinett auf der Empore der Halle. Dazu zählen Arbeiten von Alfred Jarry bis Elsa von Freytag-Lohringhoven, die als Zeitgenossin und Weggefährtin von Marcel Duchamp maßgeblichen, wenn nicht sogar entscheidenden Anteil an der Erfindung des Readymade hatte. Aber auch Karikatur und Film spielen in diesem Kapitel eine Rolle.

Über 100 Künstlerinnen und Künstlern, unter ihnen Pieter Bruegel, der Ältere Alfred Jarry und James Ensor, Marcel Duchamp und Francis Picabia, George Grosz und René Magritte, Giorgio de Chirico und Sturtevant, Sigmar Polke und Martin Kippenberger, Paul McCarthy, Nicole Eisenman, Fischli & Weiss, Isa Genzken, Pauline Curnier-Jardin, Kiluanji Kia Henda oder Ming Wong, sind mit ihren Werken „ernsthaft“ bemüht, die Ausstellung mit teils überbordender Albernheit zu einem absurden Erlebnis zu machen.
Die Ausstellung „Ernsthaft“ Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“ findet statt in Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg und der Halle für Kunst Steiermark und der Neuen Galerie Graz/Universalmuseum Joanneum. Peter Köster

Aufsteller die die Albernheit in der Kunst zeigen. Foto: Peter Köster