Bundeskunsthalle würdigt die Lebensleistung von Josephine Baker

Die Bundeskunsthalle zeigt bis zum 24. September die Ausstellung „Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit“ und würdigt damit das Lebenswerk von Josephine Baker.

Popularität bis heute ungebrochen

„Josephine Baker ist die dritte Frau nach Hanna Ahrend (2021) und Simone de Beauvoir (2022), die jetzt im Hause gezeigt wird“, sagt Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle. Ihr Popularität ist bis heute ungebrochen.“ Im Vordergrund steht die Lebensleistung der US-amerikanischen Künstlerin. „Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit“ waren die Stichworte der französischen Revolution und genau für diese Werte, so Kraus, trat Josephine Baker zeitlebens ein“. Als Weltstar, Freiheitskämpferin und Ikone sei sie in die Ruhmeshalle der französischen Nation das „Pantheon aufgenommen worden. Kuratorin Mona Horncastle ergänzt: „Auch wenn es das ikonische Bild ist, das viele Menschen mit Josephine Baker verbinden: Hundert Jahre Bananenrock sind genug.“ Horncastle, die eine umfangreiche Biographie über Josephine Baker geschrieben hat, betont die Vorbildfunktion des Showstars. Mit ihrer Wandlungsfähigkeit, ihrer Selbstermächtigung und dem selbst bestimmten Narrativ ihres Lebens sei Baker Inspiration und Projektionsfläche für Künstlerinnen und Künstler sowie nachfolgende Generationen. Ihre Forderung nach einem universalen Menschenrecht, nach Freiheit und Gleichberechtigung für alle, sei, „wahnsinnig motivierend und zwar heute genauso wie damals.“

Josephine
Josephine Baker im Glitzerkleid. Foto: Peter Köster

Tagtäglicher Rassismus

Josephine Baker wird am 3. Juni 1906 als uneheliche Tochter einer Schwarzen und eines weißen Spaniers in Missouri/USA, in den Slums von St. Louis geboren. Ihre Geburtsurkunde trägt den Namen Freda Josephine McDonald. Ihre Kindheit ist alles andere als rosig. Sie muss früh sehr hart arbeiten und das Geld heranschaffen. Bei reichen weißen Familien kommt sie als Hausmädchen unter. Aber sie lernt schnell den tagtäglichen Rassismus der besitzenden Klasse kennen. Mit 15 verheiratet die Mutter ihre Tochter, um sie versorgt zu wissen. Aus dieser kurzen Verbindung behält Josephine ihren Nachnamen Baker. Bei einer Wandertruppe hilft sie als Ankleidemädchen aus. Als eine Tänzerin krank wird, ergreift sie mutig ihre Chance und tritt mit der Truppe auf. Auf der Bühne erobert sie sich ihre Welt. Mit 16 tanzt sie in einem schwarzen Musical. Mit der Revue „Chocolate Dandies“ gelingt ihr der Sprung an den New Yorker Broadway und kurz darauf nach Europa. In gut 50 Jahren tanzt und singt sie sich aus dem Armenviertel von St. Louis auf die großen Bühnen Europas.

Dora Kallmus
Dora Kallmus (Madame de Ora) Josephine Baker 1926. Foto: Peter Köster

Französische Staatsbürgerin

Im Pariser „Theatre des Champs Elysées“ tritt sie 1925 in einer Tanzrevue auf, nur mit ein paar Federn und Perlenkette bekleidet. Ihre sinnliche Ausstrahlung, ihr durchtrainierter Körper, nicht zuletzt ihre ihre legendären Charleston-Nummern machen sie unvergänglich. Berühmt ist vor allem ihr „Danse Sauvage“, ihr Bananentanz in einem Röckchen aus 16 Bananen. Während einer USA-Tournee erlebt Baker, die in Europa als schwarzer Revuestar gefeiert wird, massive rassistische Anfeindungen. Nach der Show muss sie durch den Dienstboteneingang verschwinden. Enttäuscht wird sie 1937 endgültig französische Staatsbürgerin – dank ihrer Heirat mit dem französischen Juden und Großindustriellen Jean Lion.

Bild 3 Porträt2
Paul Klee porträtierte Josephine Baker 1927 als „Negride Schönheit“.
Foto: Peter Köster

Martin Luther King 

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 und die Besetzung Frankreichs durch Hitlers Wehrmacht verändern das Leben von Josephine Baker grundlegend. Durch Kontakte zur französischen Widerstandsbewegung „Résistance“ lässt sie sich zur Agentin der französischen Geheimpolizei ausbilden. Politisches Engagement prägt auch die Zeit nach dem Krieg. 1963 marschiert sie an der Seite von Martin Luther King in den USA bei dem legendären „Marsch auf Washington“ mit, um gegen den Rassismus in den USA zu protestieren. Dass sie dort eine Rede halten durfte, bezeichnete sie selbst als den Höhepunkt ihres Kampfes gegen Rassismus.

Josephine mit ihrer „Regenbogenfamilie“. Foto- Peter Köster

Gründung der „Regenbogenfamilie“

„Joesphine Baker war eine Menschenrechtsaktivistin mit großen Idealen: Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jo Bouillon adoptierte sie zwölf Kinder aus unterschiedlichen Kulturen, um der Welt zu zeigen, dass Frieden Freiheit und Gleichberechtigung universale Menschenrechte sind, unabhängig von Hautfarbe, Religion, Nationalität, Geschlecht und sexueller Orientierung“, schreibt Mona Horncastle in ihrer Biographie über Josephine Baker. „Mit dem globalen Dorf auf ihrem Schloss Les Milandes in der Dordogne wollte sie ein Exempel statutieren und mit ihrer Regenbogenfamilie beweisen, dass ein friedliches Miteinander möglich ist, denn, es gibt nur eine Rasse, die menschliche Rasse“. Das Ideal, friedlich als eine Regenbogenfamilie zusammenleben zu können, ist Josephine Bakers Vermächtnis. Der Idee, sich seine Familie frei wählen zu können und durch Adoption Kindern ein gutes Leben zu bieten, sind viele Superstars gefolgt: Von Nicole Kidman und Madonna über Angelina Jolie bis Emma Thompson. Am 12. April 1975 stirbt Josephine Baker im Alter von 68 Jahren an Herzversagen. – Peter Köster

JB
Josephine Baker © Klaus Ridder