Bemerkenswerte Ausstellung von Evarist Adam Weber im Macke Haus

„Schneetreiben“, 1909, Öl auf Leinwand. Foto: Peter Köster

Im Rahmen eines Forschungsprojektes sucht das Museum August Macke Haus nach Arbeiten des Künstlers Evarist Adam Weber (E.A. Weber). Direktorin Clara Drenker-Nagels und Kuratorin Ina Ewers-Schulz konnten nach ihrem Aufruf einen ersten Erfolg verbuchen. Das bisher als verschollen geltende Werk ist Teil der aktuellen Ausstellung „Evarist Adam Weber“, die das Bonner Haus bis zum 29. Mai 2023 zeigt.
Adam Weber, der sich ab 1908 Evarist Adam Weber nannte, wurde 1887 in Aachen geboren, im gleichen Jahr wie August Macke. Beide studierten an der Düsseldorfer Kunstakademie und beide verband das Interesse für angewandte Kunst. Ansonsten aber verliefen ihre Lebenswege höchst unterschiedlich. Während August Macke – auch durch das Engagement seiner Familie – nach seinem Tod berühmt wurde, ging Webers Nachlass verloren und der Künstler geriet mehr und mehr in Vergessenheit.

Paul Cézanne

Während seines Studiums reiste Adam Weber nach Belgien und Paris, setzte sich mit Impressionismus und Neo-Impressionismus auseinander, verfestige seine Bildsprache. Dabei ließ er sich von Werken Paul Cézannes inspirieren. Mit seinen ausdrucksstarken Druckgrafiken gehörte E. A. Weber nach dem Ersten Weltkrieg zur expressionistischen Aufbruchsbewegung und in „die erste Reihe der neueren Graphiker“ schrieb Paul Horn 1928. Eine Besonderheit von E.A. sind seine Mappenwerke zu Themen wie „Erster Weltkrieg“, „Akt oder Passion“. Adam Weber war Mitglied der Vereinigung „Das Junge Rheinland“ und präsentierte hier wie auch bei der „Münchener Neuen Secession“ und zahlreichen anderen Ausstellungen in Deutschland und Österreich Arbeiten, die mehrfach Preise erzielten.

Rückenakt um 1924/25, Öl, in: „Jugend“. Foto: Peter Köster

Leidenschaftlicher Zweiradfahrer

Viele Holzschnitte entstanden, besonders während der Aufbruchsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg. Sie wurden in den zahlreichen Zeitschriften abgedruckt und sind dort dokumentiert. Doch wo sind die Gemälde geblieben, die Weber in den Ausstellungen zeigte? Die impressionistischen und neoimpressionistischen Anfänge mit Landschaften seiner Reisen aus Paris und den bayrischen Bergen? Oder die aus den 1920er Jahren, Stadtansichten etwa mit fulminant-dynamischen Blickwinkeln in expressiv-sachlicher Malweise, Bilder von seinen Reisen in die Schweiz, nach Südfrankreich, nach Italien, Berlin, Wien und Hiddensee? Solche Bilder sucht das Museum August Macke Haus bis heute. Darunter Stadtansichten von Avignon, Siena und Positano, südliche Hafenansichten und Ansichten der bayrischen Berge. „Bisher sind uns solche Gemälde nur aus Abbildungen in alten Zeitschriften bekannt“, sagt die Kuratorin Ina Ewers-Schulz. Eine Besonderheit sind Webers Sportbilder. Mit seinem Motorrad fuhr er auch zu den meist vom ADAC veranstalteten Motorrad- und Auto-Rennen und hielt diese in rasanten und dynamischen Bildern fest. Sogar Plaketten entwarf er für diese Rennen. Aber auch davon hat das Haus nur Kenntnis aus alten Zeitschriften. Selbst intensive Recherchen, die Ewers-Schulz im BMW-Archiv unternahm führten bisher zu keinem Ergebnis. „Die haben nichts“.

Vielfach prämiert

Nach dem tragischen Unfalltod seiner kleinen Tochter, der Trennung von seiner ersten Frau und der Heirat mit Gertraud Heubach, entstanden weniger Ölgemälde, dafür aber umso mehr Pastelle. Nicht zu vergessen, hochkarätiges Kunsthandwerk. 1931, die freie Malerei von Weber tritt zunehmend in den Hintergrund, gründet das Ehepaar die kunsthandwerklichen Werkstätten Weber-Heubach. Ihre Produkte, seien es Batiken, Bastarbeiten, Wandbehänge, Taschen aus Leder und Filz bis hin zu Emaille-Arbeiten und aufwendig geritzten Glasobjekten wurden international anerkannt und vielfach prämiert.

„Frau L.H.“ (Aachen), 1925: Öl auf Leinwand. Foto Peter Köster

Intensive Spurensuche

Auch wenn manches aus dem Oeuvre von Evarist Adam Weber weiterhin als verschollen gilt, so darf das Museum August Macke Haus, nicht zuletzt dank intensiver Spurensuche von Kuratorin Ina Ewers-Schulz au eine beachtenswerte Ausstellung schauen. Annähernd 120 Arbeiten darunter Grafiken, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafik, Kunsthandwerk, Schriften und Zeitungsausschnitte warten darauf entdeckt zu werden. Peter Köster