24h-Rennen mit BMW-Sieg -Wieder mal Eifelwetter-

Der Siegerwagen BMW M6 GT3 führt hier vor einem Mercedes AMG @ Oliver Ermert

Man spricht vom größten Autorennen der Welt, wenn man das einmalige Ereignis auf der Nordschleife des Nürburgrings beschreibt. Doch in diesem Jahr fehlten die Zuschauer (nur 8.500 waren auf den Tribünen im Start-Ziel-Bereich zugelassen) und eine Suppe ohne Salz ist immer noch keine richtige Suppe, wenn auch die sonstigen Zutaten vorhanden sind. Und so war das 48. ADAC TOTAL 24h-Rennen ein Ereignis, das zwar stattfand – aber das entscheidende „Etwas“ fehlte.

Das Rennen war Corona bedingt auf Ende September verlegt worden und wer die Eifel kennt, der muss mit schlechten Wetterbedingungen rechnen. Die Strecke war nass und rutschig und so musste abends um 22.33 Uhr sogar das Rennen für 9,5 Stunden unterbrochen werden.

Herbststimmung im Bereich „Anfahrt zum Karussell“ © Oliver Ermert

Ein paar Infos

Das 24h-Rennen wird auf der längsten Rennstrecke er Welt, eine Kombination zwischen der legendären Nordschleife und dem Grand-Prix-Kurs ausgetragen, Streckenlänge 25,738 km.

Es waren in den letzten Jahren etwa 160 Rennwagen am Start, diesmal nur 96. Am Start sind schnelle GT3-Rennwagen mit einer Spitzengeschwindigkeit von fast 300 km/h und aufgemotzte Tourenwagen mit nur 200 km/h Spitze.

Das Rennen ist weltweit populär und so kommt es, dass Rennprofis aus aller Welt am Start sind, aber auch Amateure, die sich eine Mitfahrt in einem Rennwagen teuer erkaufen.

Unter den Fahrern waren diesmal wieder viele ehemalige und derzeitige DTM-Fahrer wie Rene Rast, Marco Wittmann, Augusto Farfus, Nico Müller, Martin Tomczyk usw. dabei.

Das Starterfeld umfasste diesmal ca. 400 Rennfahrer. Wow!

Die unterschiedliche Qualität der Rennfahrer ist ein Problem, weil die Guten und die weniger Guten oft zusammenstoßen, was zu spektakulären Unfällen führt.

Das Rennen wurde live vom Sender NITRO übertragen – mit hervorragenden Bildern, auch aus dem Hubschrauber, und vielen Interviews mit den Fahrern. Eine tolle Leistung des Fernseh-Teams.

Der Trainingsschnellste Mercedes AMG vor dem Ferrari in der Einführungsrunde © Oliver Ermert

Maro Engel – mal wieder „Pole“

Am Freitag sicherte sich der ehemalige DTM-Pilot Maro Engel wie im Vorjahr die 24-Stunden-Renn-Pole mit einer beeindruckenden Rundenzeit von 8:57,884 Minuten. In der Top Qualifying Session waren Engel und sein HRT-Mercedes-AMG die einzigen, die es schafften, die Neun-Minuten-Grenze auf der nassen 25,738 km-Kombination von Nürburgring Nordschleife und GP-Strecke zu durchbrechen und damit 4,930 Sekunden schneller als Luca Ludwig mit seinem Octane-126-Ferrari.

Wetter bestimmte den Rennverlauf

Pünktlich um 15.30 Uhr wurde das Rennen bei Regen gestartet. Das übliche Gedrängel in der Rechs-Links-Kurve nach dem Start (die Mercedes-Arena wurde nicht gefahren) und ein Mercedes AMG GT3 vom Getspeed Team lag vorne und gab für die ersten 3 Stunden die Führung auch nichtmehr ab.

Das Wetter blieb der entscheidende Faktor: Immer wenn die Rennstrecken zu trocknen begannen, begann der nächste leichte Regenschauer zu fallen. Nach der Mercedes Führung lag ein AUDI R8 LMS GT3 mit der Nummer 3 in Führung wobei Christopher Haase einen Doppelschlag absolvierte und aufgrund eines Off-Track-Moments einige Sekunden seines Vorsprungs verloren hatte. Auf den Plätzen zwei und drei belegten nun zwei BMWs M6 GT3, die die Farben Schnitzer Motorsport und ROWE Racing (Nr. 99) repräsentierten. Die schnellsten Mercedes AMG und Porsche folgten auf den Plätzen vier bzw. sechs.

Beim 24h-Rennen wird knallhart gekämpft, auch hier in der Spitzengruppe im Streckenab-schnitt Brünnchen .Hinten rechts der spätere Siegerwagen , der BMW M6 GT3 mit der Nr.99 © Oliver Ermert

Die siebte Stunde des Rennens endete mit den roten Fahnen um 22.33 Uhr. Eine Entscheidung, die durch Dunkelheit, Regen und weitere Dramen verursacht wurde. Zu viel Wasser, das auf der Strecke nicht abfließen würde, schlechte Sicht und Vorhersagen von noch mehr Regen zwangen die Rennkontrolle, sich für die roten Flaggen zu entscheiden. Vor der Entscheidung drehten sich mehrere Autos aufgrund der widrigen Bedingungen. Am frühen Sonntagmorgen um 00.30 Uhr entschied die Race Control über die Fortsetzung des Rennens am frühen Morgen.

Einige Teams konnten in den fast 9 Stunden Rennunterbrechung ihre demolierten oder anderweitig defekten Rennwagen reparieren.

Neustart und BMW-Sieg

Nun kam es darauf an, nach dem Neustart um 8.00 Uhr die Rennwagen ins Ziel zu bringen – das war bei den schwierigen Witterungsbedingungen nicht leicht möglich. Trockene Piste, dann mal wieder Regen oder auch nur Nieselregen an den unterschiedlichsten Streckenabschnitten machten es schwierig, die richtige Reifenwahl zu treffen. Hinzu kamen Öl und Dreck auf der Strecke.

50 Jahre nach dem Erfolg bei der Premiere 1970 setzten sich das BMW-Team Rowe Racing mit der Startnummer 99 (Fahrer Nick Cautsburg, Alexander Sims und Nick Yelloly) in einem erneuten Herzschlagfinale erstmals seit 2010 wieder beim „Eifel-Marathon“ durch. Mit einer starken Vorstellung am Sonntagvormittag nach einer 9,5 stündigen Regenunterbrechung in der Nacht hatte sich der Nr. 99 Rowe-BMW perfekt positioniert und dann bei einem weiteren Regenschauer 1,45 Stunden vor dem Ende die richtige Entscheidung für die Reifenwahl und Zeitpunkt des Reifenwechsels getroffen.

Mit einem schnellen Wechsel auf Regenreifen schob sich Nick Catsburg an zwei vor ihm liegenden Audi vorbei und brachte danach den ersten Sieg des Teams aus dem saarländischen St. Ingberg nach Hause. Der zuvor führende Nr. 3 Audi war erst eine Runde später zum Reifenwechsel gekommen und dadurch auf Platz zwei zurückgefallen. Die folgende Aufholjagd von Christopher Haase reichte nicht mehr, da der Audi gut 15 Minuten vor Schluss nach seinem letzten Boxenstopp erst rund 18 Sekunden hinter dem BMW auf die Strecke zurückkam, der eine Runde früher seinen letzten Reifenwechsel absolviert hatte.

Der Frikadelli Porsche des Fleischwarenfabrikanten Klaus Abbelen, der selbst am Steuer sitzt, genießt am Nürburgring ‚Kultcharakter. Abbelen hatte mit dem Auto einen Unfall und wurde wegen Zeitüberschreitung nicht mehr gewertet © Oliver Ermert

Resümee

Bis zu 8.500 Zuschauer, die mit Corona-bedingten Sicherheitsabständen auf den Tribünen des Grand-Prix-Kurses saßen, erlebten ein denkwürdiges Rennen, das viele spektakuläre Momente und u.a. die siebte wetterbedingte Unterbrechung in der Historie des 24h-Rennens bot.

Aber, zum Motorsport und insbesondere zum 24h-Rennen am Nürburgring gehören Menschen mit ihren Zelten und Wohnburgen. Hoffen wir, dass im nächsten Jahr die Corona-Krise besiegt sein wird und das 24h-Rennen in „alter Form“ wieder möglich ist. Der Termin steht schon fest:3. bis 6.Juni 2021.

Klaus Ridder