175 Jahre Beethovendenkmal auf dem Münsterplatz

Stephan Eisele, Vorsitzender des Vereins „Bürger für Beethoven“ im Dialog mit dem Pianisten Dimitriv Gladkov. Foto: Peter Köster

„Bedenkt, daß das Denkmal euer eignes sein wird! Wie ein elektrischer Schlag traf der Anblick des Werkes die Menge, und entlud sich in lautem, lange forthallendem Jubelruf“. So beschrieb Gottfried Kinkel, damals Bonner Korrespondent der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ den Moment der Enthüllung des Beethoven-Denkmals in Bonn um die Mittagszeit des 12. August 1845. Stephan Eisel, Vorsitzender des Vereins „Bürger für Beethoven“, schilderte mit Zeitzeugen-Zitaten das historische Ereignis des Beethoven-Denkmals auf dem Bonner Münsterplatz, das vor 175 Jahren feierlich enthüllt wurde. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Pianist Dimitriv Gladkov mit Werken, die Beethoven in Bonn komponiert hat.

Franz Liszt, die treibende Kraft

Stephan Eisele erinnerte daran, dass die Aufstellung des Denkmals vor allem Franz Liszt und Franz Schumann, der Beethoven sehr verehrte, zu verdanken sei. In erster Linie aber Liszt, der mit seiner Spende von 10 000 Franken –also 2666 Talern den finanziellen Grundstein für die Errichtung des Denkmals gelegt habe, für den ein damaliger Kostenrahmen von 13 000 Talern zugrunde lag. Zweitgrößter Spender war mit 1000 Talern der Wiener Hofkammerpräsident Peter Joseph von Eichhoff, Sohn des Bonner Beethoven-Freundes und späteren Bonner Bürgermeisters Johann Joseph von Eichhoff. Von zehn verschiedenen Fürsten –darunter der spätere preußische König Friedrich Wilhelm IV. –wurden jeweils 611 Taler gespendet. Der Beethoven-Vertraute und gefeierte Pianist sowie Komponist Ferdinand Ries steuerte 550 Taler bei. Etwa zehn Prozent der Gesamtsumme sammelte das Denkmalkomitee in Bonn ein. Darunter waren die größten Einzelspender der Kölner Mäzen Franz Egon Graf von Fürstenberg-Stammheim mit 100 Talern und mit jeweils 50 Talern der Jura-Professor und spätere Begründer des Evangelischen Kirchentages sowie preußische Kultusminister August von Bethmann-Hollweg, der Bonner Weinhändler Louis Mertens, August Wilhelm von Schlegel sowie der Verleger Peter-Joseph Simrock, Sohn des Beethoven-Freundes Nikolaus Simrock.

Die Stadt indes zeigte sich denkmalunfreundlich. Sie lehnte eine Finanzierung ihres heutigen Wahrzeichens ab. Bonns damals erster hauptamtlicher Oberbürgermeister Karl Edmund Joseph Oppenhoff und der Rat verhielten sich dem Vorhaben eines Beethoven-Denkmals und der Durchführung eines ersten Beethovenfestes gegenüber so abweisend, dass von Franz Liszt die erboste Äußerung überliefert ist: „Eine kleine Stadt kann das Glück haben, daß ein großer Mann in ihr das Licht der Welt erblickte, aber kleinstädtisch darf sein Andenken nicht gefeiert werden!“

Start des ersten Beethovenfestes

Diese Feier des Beethoven-Andenkens fand, wie erwähnt, am 12. August 1845 statt. Aus dem Zeitzeugenbericht von Johannes Kinkel, aus dem Stephan Eisele zitierte, heißt es u.a. Zur Enthüllung des Beethoven-Denkmals versammeln sich Tausende von Bonner Bürgern auf dem Münsterplatz, darunter Musikprominenz aus der ganzen Welt angeführt von Franz Liszt und Hector Berlioz. Aus der Geisteswelt ist z.B. Alexander von Humboldt dabei, an der Spitze der Politik stehen die junge englische Königin Victoria und der preussische König Friedrich-Wilhelm IV. Die Enthüllung des Denkmals war zugleich auch Anlass für das erste von Franz Liszt initiierte Beethovenfest. Dieses erste Beethovenfest zudem die musikalische Elite aus ganz Europa erschien, folgte einer besonderen Choreographie: Zunächst gab es einen Festzug vom Rathaus zum Münster, dem ein Festgottesdienst mit Beethovens C-Dur-Messe op. 86 folgte, bevor danach das Denkmal auf dem Münsterplatz enthüllt wurde. Schließlich fand ein Konzert mit Werken von Beethoven im Festspielhaus statt.

Bombardierung unbeschadet überstanden 

Nur einmal in seiner 175-jährigen Geschichte musste das Beethoven-Denkmal, das von Ernst Hähnel entworfen und vom Bildhauer und Erzgießer Jacob Daniel Burgschmied ausgehührt wurde, seinen Standort verlassen: Als 1963 bis 1965 die Münsterplatz-Garage gebaut wurde, musste die Statue restauriert und vor allem die durch Korrosion zerstörte Verankerung des Sockels durch ein neues Stahlgestell stabilisiert werden. Zuvor hatte sich indes ein kleines Wunder ereignet: Die Bombardierung Bonns am 18. Oktober 1944 überstand das Denkmal unbeschadet. Mittlerweile gesellten sich zu diesem berühmten Bonner Wahrzeichen weitere Denkmäler, die an den größten Sohn der Stadt erinnern. So wurde im Garten des Beethoven-Hauses am 17. Dezember 1905 die Beethoven-Büste des aus Lettland stammenden Bildhauers Naum Aronson enthüllt –ein Bronzeguss auf einem Granitsockel. 1938 wurde am Alten Zoll in Bonn ein ursprünglich für Berlin vorgesehenes, von Peter Christian Breuer entworfenes und von seinem Mitarbeiter Friedrich Diederich in Granit ausgeführtes Beethoven-Denkmal aufgestellt. Es wurde dort 1949 entfernt und befindet sich seit 1977 in der Bonner Rheinaue.

1952 erhielt Bonn anlässlich des ersten deutsch-französischen Kulturabkommens als Geschenk eine Beethoven-Büste des französischen Bildhauers Émile-Antoine Bourdelle, die später ihren Platz im Foyer der Beethovenhalle erhielt. 1960 wurde im Park an der Godesberger Redoute auf einer Natursteinsäule ein Bronzekopf von Beethoven aufgestellt, den der in Ungarn geborene Franz Rotter modelliert hatte. Heute ist dort ein Neuguss aus dem Jahr 1968 zu sehen, da die ursprüngliche Plastik nicht mehr auffindbar war. Als Beitrag zur Ausstellung „Mythos Beethoven“ anlässlich des Beethovenfestes 1986 schuf Klaus Kammerichs die Betonskulptur „Beethon“ vor der Beethovenhalle. Von Markus Lüpertz stammt die viel diskutierte Bronzeskulptur „Hommage an Beethoven“, die seit 2014 am Alten Zoll steht. Die Wiener haben übrigens mit der Skulptur von Caspar von Zumbusch erst am 1. Mai 1880 –35 Jahre nach den Bonnern –ein Beethoven-Denkmal im öffentlichen Raum enthüllt. Peter Köster