3.000 Kilometer durch Japan als Inspiration für seine Kunst

ulien Gilliam stellt die meisten seiner Bilder in seinem Atelier in Aachen her. Für die Formen verwendet er selbst designte Schablonen. | Bild: Tobias Hoh (Stigler + Hoh)

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Im Foyer der Aachener Verfahrenstechnik (AVT) der RTWH Aachen präsentiert der Künstler Julien Gilliam seine neueste Ausstellung. Inspiriert sind die Kunstwerke von einer zweimonatigen Radreise durch Japan.

Zwei Monate fährt der Aachener Künstler Julien Gilliam mit dem Rad durch Japan und legt dabei 3.000 Kilometer zurück – von Fukuoka im Westen nach Tokyo im Osten. In einem Notizbuch hält der 35-Jährige seine Sinneseindrücke fest, arbeitet sie zu einem Konzept aus und verwandelt die Erlebnisse in Kunst. Das Ergebnis können Interessierte bei einer Ausstellung im Foyer der Aachener Verfahrenstechnik (AVT) der RTWH Aachen, Forckenbeckstraße 51, erleben. Die Vernissage ist am 27. September, 18.30 Uhr. RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven spricht die Begrüßungsworte. Die Ausstellung läuft bis Ende März 2025.

Ein prägendes Erlebnis auf Julien Gilliams Japanreise sind die vielen dunklen Tunnel, die er mit einem Freund, der ihn auf seiner Reise begleitet, durchquert. Eine Durchfahrt ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Nach langer Schwärze sieht er endlich ein Licht und fährt auf den Ausgang zu. Draußen angekommen, müssen sich seine Augen erst an die Helligkeit gewöhnen. Dann offenbart sich ihm ein atemberaubender Blick auf das Tal des Mount Fuji – ein Anblick, den er nie vergessen wird. Diesen und viele andere Momente hat Gilliam in seiner Kunst festgehalten.

Bei Gilliams Kunst geht es viel um Formen: Klare Kanten und Farben wie Rot, Blau, Grün und Gelb zeichnen sie aus, ergänzt durch weiße und schwarze Flächen. Auf den ersten Blick erscheinen seine Werke als abstrakte Muster, doch durch die Erzählungen des Künstlers wird ihre tiefere Bedeutung deutlich. So könnte beispielsweise eine rote nierenförmige Figur einen Schlafsack darstellen, der unter zwei gelben Dreiecken liegt – symbolisch für Zelte, in denen Gilliam und sein Begleiter während der Reise übernachtet haben.

3.000 Kilometer Durch Japan
ulien Gilliam stellt die meisten seiner Bilder in seinem Atelier in Aachen her. Für die Formen verwendet er selbst designte Schablonen. | Bild: Tobias Hoh (Stigler + Hoh)

Erst seit kurzem widmet sich Gilliam hauptberuflich der Kunst. Nach seiner Ausbildung zum Steinbildhauer studierte er Produktdesign und arbeitete fünf Jahre in diesem Bereich. „Den größten Sinn in meinem Leben habe ich aber immer beim Malen verspürt“, sagt der Künstler. Also gibt er seiner Leidenschaft eine Chance und stellt erstmals 2022 im Veranstaltungsraum Raststätte in Aachen aus. Um herauszufinden, wie seine Kunst bei den Menschen ankommt. „Ich kann die Qualität meiner Arbeit nicht bewerten, ob sie gut oder schlecht ist“, sagt Gilliam. Am Ende des Tages hat er die Hälfte seiner Werke verkauft. Danach beschließt der 35-Jährige, sich selbstständig zu machen.

Neun großformatige Bilder sind Teil der Ausstellung, die Ende September beginnt. Dazu kommen Objekte und Installationen, die Gilliam in dem kleinen Atelier, das in seiner Wohnung Platz findet, bis zur Präsentation lagert. Zu den Werken zählen unter anderem ein Hocker aus Holz mit einer smiley-förmigen Aussparung, 25 verschiedenfarbige dreidimensionale Formen und Vitrinen, in denen er einige dieser Formen arrangiert hat. „Durch die Dreidimensionalität wird deutlich, dass noch mehr in den Formen steckt, als ich beim Malen darstellen kann“, erklärt der Künstler. Jede Form trägt eine tiefere Bedeutung in sich – jedes Bild hält einen bestimmten Tag von der Japanreise fest. Interaktive Elemente runden die Ausstellung ab: Auf einer Projektionsfläche können die Besucher mit den Formen experimentieren und eigene Kunstwerke kreieren.

Die einfachen Formen und Farben spiegeln Gilliams Eindrücke von Japans Landschaft wider: „Besonders schöne Dinge in der Natur sind oft einfach.“ Die Komplexität steckt in der Herstellung. Gilliam beginnt nicht sofort mit dem Malen, sondern bringt seine Eindrücke zunächst schriftlich zu Papier. Mit Hilfe von Oberbegriffen wie „Landschaft“ schafft er einen Rahmen, den er mit Sinneseindrücken füllt. Er zeichnet die Formen, digitalisiert sie und begradigt die Linien. Diese Vorlagen nutzt er als Schablone, die er auf seine Bilder überträgt. So einfach die Formen und Farben wirken mögen, so aufwändig war ihre Herstellung.

Vor kurzem hat der Aachener Künstler eine dreiwöchige Reise durch Norwegen unternommen. Er überlegt noch, ob daraus eine neue Kunstreihe entstehen könnte.

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