„Europa ist wieder jung“

Man spricht deutsch (v.li.): Bundespräsident Joachim Gauck, Großherzog Henri von Luxemburg, König Philippe von Belgien, Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein und Bundespräsident Johann Schneider-Amann aus der Schweiz. © Frank Fälle

Das kleine Wortungetüm, das die schöne deutsche Sprache manchmal ermöglicht, hieß just „Informelles Gipfeltreffen der Staatschefs deutschsprachiger Staaten“. Gastgeber des jährlichen Treffens war der belgische König Philippe. In Begleitung seiner Gattin Mathilde empfing er im Kloster Heidberg in Eupen, der Hauptstadt der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) Belgiens, gekrönte und bürgerliche Oberhäupter. Adel trifft auf protestantischen Pfarrer und Eidgenossen. Ein Stück historisches Europa.

Bei Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela  Schadt sowie dem schweizerischen Bundespräsidenten Johann Schneider-Amman und Katharina Schneider-Amann  ist die protokollarische Anrede unkompliziert. Man sagt „Herr Bundespräsident“ oder „Frau Schadt“.  Es könnte aber auch heißen: „Sire, Majestät, Königliche Hoheit, Durchlaucht.“ So liest sich die Reihenfolge der Teilnehmer,  das belgische Königspaar, Großherzog Henri von Luxemburg, Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein und Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein.

DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (re.) begrüßte das belgische Königspaar im Eupener Kloster Heidberg.  © Frank Fäller

Königswetter: Das machte gute Laune beim informellen Gipfeltreffen deutschsprachiger Staatsoberhäupter. Die Damen genossen ein besonderes Programm im deutschsprachigen Teil Ostbelgiens, wer weiß, welche Weichen dort gestellt werden. Denn es sind nur Herren an der Spitze der üblicherweise sechs Staaten. Der Bundespräsident aus Österreich ließ sich wegen des Wahlkampfes entschuldigen. Schwere Zeiten für Europa.

Damenrunde: Erbprinzessin von und zu Liechtenstein, Daniela Schadt, Königin Mathilde von Belgien und Katharina Schneider-Amann.  © Deutschsprachige Gemeinschaft

König Philippe, der wie seine Amtsvorgänger bescheiden deutsch spricht, betonte in seiner Ansprache, „dass die Jugend Chancen in Europa braucht. Jugendarbeitslosigkeit zu beseitigen, ist für mich eines der wichtigsten Themen in meinem Land. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland und der DG ist vorbildlich“, sagte der König der Belgier.  Wie kein anderes Staatsoberhaupt in Europa ist er sinnstiftend für das Land von Flamen, Wallonen und deutschsprachigen Belgiern.

Bundespräsident Joachim Gauck sagte in Eupen, „dass Europa nicht am Beginn seines Endes steht, sondern an einem jungen Anfang“.  © Frank Fäller

Weiter sagte der König: „Wir brauchen junges Unternehmertum.“ Dazu hatte er Gäste geladen, die in der Runde der Staatsoberhäupter Ideen vorstellen durften.  Bundespräsident Gauck nahm sich anschließend Zeit, um die dauernde Frage nach der Zukunft Europas „informell“ zu beantworten: „Wie müssen erklären, dass sich Gemeinschaft weiter lohnt. Nach dem Brexit ist Europa wieder ein  junges Europa.“  Von wegen unwichtiges Treffes: Ein wichtiges Thema, dass die Staatsoberhäupter ihren Regierungschefs mit auf den Weg geben. Das nächste Treffen findet  2017 in Luxemburg statt, beim „lieben Cousin Großherzog Henri“, verkündete König Philippe.  (Frank Fäller)

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