Über 170 soziale Projekte mit einer halben Million Euro gefördert

1. Vorsitzenden Sibylle Becker (im Bild mitte), dem Ehren- und Gründungsvorsitzenden Prof. Dr. Hans-Martin Schmidt (r.) und dem 2. Vorsitzenden Wolfram Schmuck (l.). (Foto:BSP)

10 Jahre Bonner Spendenparlament

Vorsitzende Sibylle Becker: „Die innovative Idee hat eingeschlagen“ – Bonner Spendenparlament will weiter wachsen – „Engagementpreis“ bereits im Gründungsjahr – Baumpatenschaften und Festveranstaltung zum Jubiläum

„Die innovative Idee des demokratischen Spendens hat in Bonn eingeschlagen. Das können wir nach zehn Jahren mit Fug und Recht sagen“, freut sich die 1. Vorsitzende des Bonner Spendenparlament e.V., Sibylle Becker. Mit der Förderung von 171 sozialen Projekten in bisher 18 Parlamentssitzungen mit einer halben Million Euro seit der Gründung der wohltätigen Initiative im Jahre 2008 zog die Vorsitzende am Dienstag (20.02.) vor der Presse im podium49 in der Bonner Südstadt eine positive Bilanz. Allein im Jubiläumsjahr 2018 werden weitere 60.000   Euro an Spendengeldern für neue Hilfsprojekte ausgeschüttet. Das stellen die inzwischen 480 Mitglieder des Bonner Spendenparlaments und zusätzliche Zuwendungen großzügiger Bürger und Unternehmen sicher. „Wir möchten weiter wachsen, denn der Bedarf an finanzieller Unterstützung von Projekten zur Teilhabe benachteiligter Bevölkerungsgruppen an unserer Stadtgesellschaft ist groß“, beschreibt Sibylle Becker die künftige Entwicklung des Bonner Spendenparlaments.

Das 10-jährige Bestehen will das Bonner Spendenparlament mit einer Reihe von Veranstaltungen mit seinen Parlamentsmitgliedern, den geförderten Vereinen, den Unterstützern, seinem ehrenamtlichen Team und vielen Gästen feiern. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres 2018 hat das Bonner Spendenparlament unter dem Motto „Me fiere on spendiere“ am Bonner Rosenmontagszug am 12. Februar teilgenommen. „Es folgt am 10. März eine Baumpflanzaktion in der Waldau. Für fünf Euro pro Buche kann jeder Baumpate im ‚Spendenwäldchen’ werden“, kündigte der 2. Vorsitzende, Wolfram Schmuck, an. Am 30. Mai wird zu einer Festveranstaltung ins GOP Varieté-Theater eingeladen, bei der unter anderem Oberbürgermeister Ashok Sridharan und der Stellvertretende NRW-Ministerpräsident und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, Dr. Joachim Stamp, das Wort ergreifen werden.

„Demokratisches Spenden hat sich durchgesetzt“

„Es war keineswegs sicher, dass sich die Idee des demokratischen Spendens in Bonn durchsetzen würde, obwohl die Bundesstadt auf eine gute, parlamentarische Tradition verweisen konnte“, beschreibt Becker die skeptische Stimmung zur Gründerzeit des Bonner Spendenparlaments. Schließlich verpflichten sich die Parlamentsmitglieder, regelmäßig für soziale Projekte zu spenden, sich mit den Förderanträgen der gemeinnützigen Vereine zu befassen und in Parlamentssitzungen über die Zuwendungen für Projekte für Wohnungslose, Migranten, Kinder aus bildungsfernen Milieus oder Menschen mit Handicap zu entscheiden.

„Als wir am 20. Mai 2008 das Gründungsprotokoll des Bonner Spendenparlament e.V. unterzeichneten, lag schon eine zweijährige Vorbereitungszeit hinter uns“, berichtete Prof. Dr. Hans-Martin Schmidt, von 2008 bis 2016 Erster Vorsitzender und heute Ehrenvorsitzender des Bonner Spendenparlament e.V. Da einer der Gründungsväter aus Hamburg stammte, brachte er den Vorschlag mit, in Bonn ein Pendant zum Hamburger Spendenparlament zu gründen, das dort bereits 1996 seine 1. Parlamentssitzung abhielt. Das Grundprinzip der Initiative lautet: „Das Bonner Spendenparlament ist eine gemeinnützige, überparteiliche und demokratische Initiative von Bonnern für Bonner. Es ist ein Mittler zwischen Initiativen und Vereinen, die sich in Bonn und für Bonn engagieren, und Menschen, die diese Arbeit auf eine ganz neue, innovative Art und Weise unterstützen wollen“.

Schmidt drückt es einfacher aus: „Auf ehrenamtlicher Basis sammeln wir Spenden und unterstützen Projekte, die sozial benachteiligten Menschen helfen, unabhängig von deren Herkunft, Geschlecht, Religion und Nationalität“. Und das Besondere: Über die Vergabe der Mittel entscheiden die regelmäßigen Spender selbst in den jeweiligen Parlamentssitzungen. Für nur 5 Euro im Monat kann jeder Mitglied im Bonner Spendenparlament werden und hat damit Sitz und Stimme in den Parlamentssitzungen.

„Besonders stolz waren wir, dass wir bereits Ende September im Gründungsjahr aus den Händen des damaligen Bundesfinanzministers Peer Steinbrück den „Engagementpreis 2008“ entgegennehmen durften. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis der ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten der Friedrich-Ebert-Stiftung war uns eine große Hilfe beim weiteren Aufbau der    gesamten Organisation. Die erste Parlamentssitzung fand am 7. März 2009 im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages im Alten Wasserwerk statt. Insgesamt konnten damals gerade mal 2.702 Euro an Spendengeldern an drei Projekte ausgeschüttet werden. Die bislang höchsten Fördermittel gingen bisher bei der 12. Parlamentssitzung am 8. November 2014 mit 53.387  Euro an 15 neue Projekte.

An das erste vom Bonner Spendenparlament geförderte Projekt erinnerte Ruth Dobrindt vom Verein Abenteuer Lernen e.V.: „Im Januar 2009 wurden wir durch einen Artikel im Bonner   General-Anzeiger auf die neue Initiative aufmerksam. Unserem Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung eines ‚Holz- und Tischlerzeltes zum Werken und Experimentieren’ mit 1.300 Euro wurde dann auch auf der 1. Parlamentssitzung zugestimmt“. Die gute Zusammenarbeit mit dem Bonner Spendenparlament und der chronische Geldmangel eines auf freiwillige Helfer angewiesenen Vereins haben Abenteuer Lernen in den Folgejahren ermuntert, immer wieder einmal Projektförderungen zu beantragen. Nach 2015 wurden vor allem auch Projekte zur aktiven Hilfe und Integration für Geflüchtete gefördert.

Integration von Bevölkerungsgruppen einer der Schwerpunkte

Das Spektrum der beantragten und geförderten Projekte gibt ein gewisses Abbild der sozialen Problemlagen und Lösungsansätze in der Stadtgesellschaft. Es spiegelt auch die Verteilung der Probleme auf die einzelnen Quartiere der Stadt wider. „Es zeigt aber vor allem, wie engagiert, lebendig und kreativ die Vereine in dieser Stadt sich für die Belange benachteiligter Mitmenschen einsetzen. Das ist großartig, und dafür gebührt ihnen Dank“, unterstrich Sibylle Becker.

Mit 260.000 Euro ist gut die Hälfte der halben Million Euro an Fördermitteln in Projekte zur Integration von Bevölkerungsgruppen geflossen. Davon wurden mit 170.000 Euro 58 Projekte zur Migration gefördert. Das ist auch ein Zeichen dafür, in welchem Umfang sich gerade in jüngerer Vergangenheit Vereine und Initiativen auf ehrenamtlicher Basis mit speziellen Projekten um Geflüchtete gekümmert haben. Hier stehen nicht nur Sprachkurse im Vordergrund, sondern auch andere Angebote zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt und zur sinnvollen Freizeitgestaltung gemeinsam mit Bonner Bürgern, um den Aufbau persönlicher Beziehungen zu fördern. „Zur Integration von Bevölkerungsgruppen, die uns ein besonderes Anliegen ist, gehört auch der Bereich der Inklusion benachteiligter Mitmenschen“, erläuterte die 1. Vorsitzende des Bonner Spendenparlament e.V. Mit rund 90.000 Euro wurden 28 Projekte für Menschen mit Handicaps

gefördert. Dabei wird diesen Menschen auch die Teilhabe an Freizeitaktivitäten ermöglicht, die ihnen sonst verschlossen blieben, wie beispielweise Fußballspielen im Team von geistig Behinderten oder Naturerlebnisse für Kinder auf begleiteten Wald-Exkursionen.

Ein anderer großer Block, 140.000 Euro an Fördermitteln, entfällt auf 42 Projekte aus dem    Bereich Bildung und Ausbildung junger Menschen. Hier werden zum Beispiel Patenschaften angeboten, in denen etwa Studenten Schüler mit Lernschwierigkeiten auf ihrem Weg zu einem Schulabschluss und dem Einstieg ins Berufsleben unterstützend begleiten. Ein nicht unerheblicher Teil der Fördermittel geht mit 25.000 Euro in Projekte für Senioren, wie den Aufbau eines ehrenamtlichen Begleitdienstes für alleinstehende alte Menschen oder Hilfen für Angehörige von Demenzerkrankten. Weiter werden Projekte für Wohnungslose, wie etwa die Anschaffung neuer Schlafsäcke oder Aufbaunahrung unterstützt. Mehr als 30.000 Euro der Fördermittel wurden für sonstige gemeinnützige Initiativen wie etwa Repaircafés, Frauenhäuser oder eine Rettungshundestaffel eingesetzt.

Im Durchschnitt wird ein Hilfsprojekt mit 2.900 Euro gefördert. Die kleinsten Förderungen waren die Anschaffung einer tragbaren Stereoanlage für Tanzkurse des Internationalen Frauen Zentrums für 143 Euro und die Förderung eines Fotobearbeitungskurses für Gehörlose mit 321,60 Euro. Die bisherigen Höchstförderungen lagen bei 10.562,67 Euro für einen Kleinbus als Mobilitätshilfe für Rollstuhlbasketballer und bei 10.680 Euro für ein Fußballturnier mit Jobbörse zur Integration von Geflüchteten.

Spender, Vereine als Projektträger und engagierte Ehrenamtler tragende Säulen

Die positive Entwicklung des Spendenparlaments ruht nach den Worten der Vorsitzenden auf drei Säulen: „Dies sind zum einen unsere Geldgeber, also die Parlamentarier und Unterstützer. Das sind zweitens die Vereine, die die Projekte entwickeln und mit unserer Förderung umsetzen, und das ist drittens unser Trägerverein, Bonner Spendenparlament e.V., mit den dort    ehrenamtlich tätigen Aktiven und weiteren Zeitspendern, die unsere fortlaufende Arbeit organisieren“.

Zu den Parlamentariern der Gründungszeit zählt Ralf Karabasz. Die Idee und vor allem der demokratische Ansatz der Initiative haben ihm gleich gefallen und so ist er seit bald zehn Jahren Mitglied im Bonner Spendenparlament. „In den Parlamentssitzungen kann ich mitbestimmen, in welche Projekte die Spenden fließen. Dabei lerne ich zugleich die verschiedenen sozialen Problemfelder in unserer Stadt, in denen Hilfe dringend erforderlich ist, aus erster Hand kennen“, begründete Karabasz sein Engagement. Der Geschäftsführer von Synergie VertriebDienstleisung GmbH im podium49 unterstützt das Bonner Spendenparlament über seinen persönlichen Spendenbeitrag als Parlamentarier hinaus seit vielen Jahren durch Benefiz-Aktionen. Durch die Erlöse der legendären „Genießer-Diagonale in der Südstadt“, des Ermekeilstraßen-Festes, der Weihnachts-Bazare oder des Hoffestes des VDP-Spitzenwinzers Matthias Müller aus Spay wurden die Fördermittel um einige Tausend Euro aufgestockt und zugleich neue Mitglieder für das Spendenparlament gewonnen.

Das ehrenamtliche Organisationsteam als eines der tragenden Säulen ist von einer Handvoll Aktiver in der Gründungsphase auf rund 25 ständig im Einsatz befindliche Mitstreiter angewachsen. „Nur so lassen sich die Verwaltung der Parlamentarierdaten und Spendenmittel, die Beratung der Vereine, die Vorabprüfung der Projekte, die Vorbereitung und Durchführung der Parlamentssitzungen, die Abwicklung der Auszahlungen, die Kontrolle der Mittelverwendung, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Aktionen, die regionale Vernetzung und vieles Weitere überhaupt bewerkstelligen, ohne hauptamtliche Kräfte“, hob Sibylle Becker hervor. „Nur mit diesem bemerkenswerten Einsatz unserer Ehrenamtler können wir garantieren, dass 100 Prozent der von unseren Parlamentariern aufgebrachten Mittel tatsächlich in die Projektarbeit fließen“.

Mit diesem außergewöhnlichen Engagement habe das Bonner Spendenparlament in den vergangenen 10 Jahren das Vertrauen der Spender und der Vereine als Empfänger der Spenden gewonnen. „Vertrauen ist unersetzlich“, zitierte Becker einen der wichtigsten Spendentipps des deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. „Zu unseren Erfolgsfaktoren zählen sicher auch die Transparenz, d.h. die Spender können jederzeit nachverfolgen, was mit ihrem Geld geschieht, die Unabhängigkeit unserer Initiative und die Überparteilichkeit. Natürlich sind auch die Bonner Bundestagsabgeordneten im Bonner Spendenparlament willkommen. Wir haben aber immer Wert darauf gelegt, dass mit SPD-MdB Ulrich Kelber, der Grünen-MdB Katja Dörner und den CDU-Ex-MdBs Dr. Stephan Eisel und Dr. Claudia Lücking-Michel das breite Parteienspektrum vertreten ist“, so die Vorsitzende wörtlich. Ein besonderer Dank gelte dem Schirmherrn des Bonner Spendenparlaments, Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Er habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen der initiative.

Das Bonner Spendenparlament unterstützt Projekte in Bonn, die Bildung und Ausbildung junger Menschen fördern, zur Integration aller Bevölkerungsgruppen beitragen, von Armut, Isolation und Obdachlosigkeit betroffenen Menschen helfen oder auf andere Weise die Lebensbedingungen in unserer Stadt spürbar verbessern. Schirmherr ist der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Mit fünf Euro im Monat kann jeder Parlamentarier werden und in den Parlamentssitzungen über die Vergabe der Spendenmittel mitentscheiden. Seit Gründung der Initiative 2008 wurden bereits 171 soziale Projekte mit rund 495.000 Euro unterstützt.

Informationen:

Bonner Spendenparlament e. V., Weberstraße 101, 53113 Bonn, Fon: 0228-218158, Fax: 0228-218156, E-Mail: info@bonner-spendenparlament.de, www.bonner-spendenparlament.de

Für Presserückfragen: Wolfram Schmuck, 2. Vorsitzender, Telefon: 0160 97246825.