„Helmuth Macke. Im Dialog mit seinen expressionistischen Künstlerfreunden“

Heuhocken in Sindelsdorf um 1910 – Privatbesitz - Foto: Peter Köster

Schau im Museum August Macke Haus wirft neuen Blick auf den Künstler.

Bonn. Der 125. Geburtstag und der 80. Todestag des Expressionisten Helmut Macke (1891-1936) sind Anlass für einen neuen Blick auf sein Schaffen. 1891 in Krefeld geboren, ertrank der Künstler 1936 auf tragische Weise bei einem Bootsausflug im Bodensee. Die Ausstellung im Museum August Macke Haus (Laufzeit bis 17. Juni) stellt nun Helmuth Macke ins Zentgrum der Betrachtung. Gezeigt werden insgesamt rund 120 Arbeiten. Neben Leihgaben anderer Häuser und privater Leihgeber, befinden sich auch Werke aus der eigenen Sammlung in der Ausstellung.

Karl Schmidt-Rottluff als Trauzeuge

Die Bonner Schau, letzter Teil einer Ausstellungstournee, die 2016 in Konstanz begann und über Ahlen, Penzberg und Erfurt führte, zeigt Helmuth Macke erstmals im Kontext seiner expressionistischen Künstlerfreunde und verortet ihn als Teil der damaligen Avantgardeszene. Seine Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen im Kontext mit seinen kunsthandwerklichen Arbeiten eröffnen die Sicht auf ein ebenso faszinierendes wie vielfältiges Werk, darunter bisher noch nie gezeigte Arbeiten. Bislang unveröffentlichte Zeitdokumente und insbesondere ein für Bonn ausgeliehenes Schlafzimmerinterieur, das Helmuth Macke für den Sammler Klaus Gröppel gestaltet hat, runden den Einblick in das Œuvre Helmuth Mackes ab.

„Sie gehörten alle zueinander“

In seiner Heimatstadt Krefeld war er durch seinen Lehrer Johan Thorn Prikker und das fortschrittliche Ausstellungsprogramm des Krefelder Museums früh mit den modernen Kunstströmungen vertraut. Seinen Kommilitonen Heinrich Campendonk und Wilhelm Wieger blieb er zeitlebens verbunden, ebenso dem väterlichen Freund Heinrich Nauen. Durch Johann Thorn-Prikker und das Umfeld der Krefelder Kunstgewerbeschule kam er früh um 1907 mit aktuellen französischen Kunstströmungen in Berührung. Längere Aufenthalte in Bayern und in Berlin führten zu einem intensiven Austausch mit den Künstlern der „Neuen Künstler-Vereinigung München“ und der Künstlergruppe „Die Brücke“. Insbesondere mit Franz Marc und Erich Heckel war er eng befreundet. In intensivem Austausch war er mit seinem Vetter August Macke und befreundete sich während des einjährigen Aufenthalts in München und Umgebung mit Franz und Maria Marc sowie den Akteuren der Münchener Kunstszene im Umkreis der Neuen Künstlervereinigung und des Blauen Reiters. „Sie gehörten alle zueinander: Franz, August und Helmuth, und wenn man an den einen denkt, denkt man an sie Alle, an ihre Freundschaft und Gemeinschaft, an ihre Wünsche und Ziele“, so formuliert Elisabeth Erdmann-Macke, die Witwe August Mackes, ihre Erinnerung an eine aufregende Zeit.

Helmuth Macke hat ein eigenständiges, ausdrucksstarkes Werk geschaffen, expressives Landschaften, Porträts und Stillleben gemalt. Und doch ist er, der jüngste in diesem Kreis, beinahe in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung wirft einen neuen Blick auf den Künstler, beleuchtet seine Persönlichkeit und seinen Werdegang im künstlerischen Dialog, unter anderem mit Heinrich Campendonk, Wilhelm Wieger, Heinrich und Marie Nauen, August Macke, Franz und Maria Marc, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky, Erich Heckel, Max Pechstein und Hans Thuar. Vom frühen Werk, in dem sich auf faszinierend experimentelle Weise die expressionistische Phase ankündigt, geht der Blick auf die 1920er Jahre mit einer reifen, sich später zum Lyrischen wendenden Werkgruppe von Gemälden und Aquarellen. Abgerundet wird die Präsentation durch die auf Reisen entstandenen Bilder sowie die Werke der letzten Jahre aus Hemmenhofen am Bodensee, wo sich in den 1930er Jahren eine Kunstszene des inneren Exils entwickelte. Peter Köster

Grete Hagemann
Helmut Macke Porträt Grete Hagemann /Frau Hoff – 1920: Foto Peter Köster